Altbundespräsident Gauck ehrt Marx und Bedford-Strohm
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sind am Samstagabend mit den Augsburger Friedenspreis ausgezeichnet worden. Beim Festakt im Goldenen Saal des Rathauses sagte als Laudator der frühere Bundespräsident Joachim Gauck laut Redemanuskript, dass die beiden Kirchenmänner "Vorbilder ökumenischer Verständigung" seien. Bedford-Strohm und Marx seien durch die christlichen Werte von Solidarität, Gerechtigkeit und Hoffnung über konfessionelle Unterschiede hinweg miteinander verbunden.
Am Samstagmorgen hatten sich Bedford-Strohm und Marx in einem gemeinsamen Radio-Interview erfreut über die Auszeichnung gezeigt. Marx sagte dem Radiosender Bayern2, der Friedenspreis sei "ein gutes Zeichen dafür, dass wir als christliche Kirchen gemeinsam Frieden stiften wollen, Brücken bauen wollen, Hoffnung geben wollen". Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, ergänzte, der Augsburger Friedenspreis sei auch eine Auszeichnung "für all die Menschen, die sich für die Ökumene engagieren, die jeden Tag die Ökumene leben".
Bedford-Strohm zu Mahlgemeinschaft: Wir werden nicht locker lassen
Zur Absage des Vatikans an eine Mahlgemeinschaft von Katholiken und Evangelischen sagte Marx, es sei ein mühsames Weitergehen – er sei aber guter Hoffnung, das gemeinsame Abendmahl noch zu erleben.
Man dürfe Ökumene aber nicht nur an diesem einen Punkt festmachen und alles andere ausblenden: "Das ist nicht ganz gerecht." Bedford-Strohm zeigte sich enttäuscht über die römische Absage. Die Diskussion sei aber noch nicht am Ende: "Das ist eine Spur, die werden wir weiterverfolgen." Er spüre bei den katholischen Bischöfen in Deutschland einen "ganz starken Willen" bei diesem Thema.
"Wir werden nicht locker lassen, das kann ich versprechen", sagte der bayerische Landesbischof. Und Marx ergänzte: "Ich würde schon gern noch erleben, dass wir als Christen gemeinsam die Eucharistie feiern, ohne, dass wir eine Einheitskirche werden." Er verwies allerdings auch darauf, dass die katholische Kirche in diesem Punkt immer den Schwarzen Peter habe, weil "die anderen wollen und wir sagen nein". Ökumene funktioniere aber nur, wenn man die Positionen der anderen auch zu verstehen versuche und Verschiedenheiten aushalte.
Auch darauf ging Gauck in seiner Laudatio ein. Die Preisträger machten in ihrem ökumenischen Bemühen immer wieder deutlich, dass unterschiedliche Ansichten, unterschiedliche Glaubensüberzeugungen einem vernünftigen Dialog, einem friedlichen Miteinander niemals im Wege stehen müssen. Zwischen Bedford-Strohm und Marx sei dabei etwas ganz Beglückendes geschehen: eine persönliche Freundschaft, die auf Vertrauen und theologischer Wertschätzung basiere. Das zeige, dass die Ökumene zwischen den Kirchen lebe. Und die beiden Theologen zeigten auch, dass Unterschiede nicht zu Abgrenzung und Polarisierung führen müssen.
Langjährige Weggefährten in Bayern und auf Bundesebene
Bedford-Strohm und Marx sind langjährige Weggefährten: Seit 2008 ist Marx Erzbischof von München und Freising, 2011 wurde Bedford-Strohm bayerischer Landesbischof. Die Dienstsitze der beiden liegen nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt im Zentrum Münchens. Und auch auf Bundesebene bildeten die zwei Kirchenmänner ein enges ökumenisches Duo: Von 2014 bis 2020 war Marx Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bedford-Strohm ist seit 2014 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Der mit 12.500 Euro dotierte Friedenspreis wird seit 1985 von der Stadt Augsburg und der bayerischen Landeskirche alle drei Jahre für Verdienste um ein tolerantes und friedvolles Miteinander von Kulturen und Religionen vergeben. Unter den bisherigen Preisträgern waren der früherer Bundespräsident Richard von Weizsäcker und der Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow. Der Preis steht im Rahmen des Augsburger Friedensfestes. Diesen Sonderfeiertag haben 1650 erstmals die Augsburger Protestanten zum Dank an den Westfälischen Frieden von 1648 begangen, der ihnen wieder ihre politischen und religiösen Rechte gab. Seit 1985 wird er ökumenisch begangen. (stz/epd)