Bettina Jarasch soll Grüne in Berliner Abgeordnetenhauswahl führen

Grünen-Politikerin: Frauen in der Kirche müssten ein Jahr streiken

Veröffentlicht am 11.10.2020 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ "Das einzige, was helfen würde, wäre eine komplette Verweigerung von Frauen": Die designierte Spitzenkandidatin der Berliner Grünen, Bettina Jarasch, hat klare Vorstellungen davon, wie Reformen in der katholischen Kirche durchgesetzt werden sollen.

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Die designierte Spitzenkandidatin der Grünen für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im kommenden Jahr, Bettina Jarasch, kann sich einen Streik katholischer Frauen zur Durchsetzung von Reformen in der Kirche vorstellen. "Das einzige, was in der katholischen Kirche helfen würde, wäre eine komplette Verweigerung von Frauen. Wenn die ehrenamtlichen Frauen ein Jahr lang ihre Arbeit einstellen würden, würde alles zusammenbrechen", sagte Jarasch, die selbst Katholikin ist, am Sonntag in einem Interview des Berliner "Tagesspiegel". Die katholische Kirche werde von Frauen getragen, aber von Männern regiert: "Das muss sich dringend ändern."

Jarasch, die am Montag überraschend als Spitzenkandidatin der Hauptstadt-Grünen für die Abgeordnetenhauswahl nominiert worden war, betonte gegenüber der Zeitung, dass sie selbst zu denjenigen Kirchenmitgliedern gehöre, die "massiv Reformen einfordern". Zur Frage, ob die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche mit den Werten der Grünen vereinbar sei, sagte die 51-Jährige: "Das Entscheidende für mich ist die Orientierung an Menschenrechten und Menschenwürde. In dieser Hinsicht passt das Evangelium gut zur grünen Programmatik."

Kritik an "Überhöhungen des Weiheamtes"

Jarasch, die 1968 in Augsburg geboren wurde, ist stark kirchlich engagiert. So ist sie unter anderem Vorsitzende des Pfarrgemeinderats der katholischen Kirchengemeinde St. Marien Liebfrauen im Berliner Ortsteil Kreuzberg und seit 2016 als gewählte Einzelpersönlichkeit auch Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Dort ist sie derzeit Sprecherin des Sachbereichs "Politische und ethische Grundfragen". In der Vergangenheit hat sich die Politikerin immer wieder zu kirchlichen Themen zu Wort gemeldet. Im Februar vergangenen Jahres etwa gehörte sie zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefes an den damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in dem unter anderem eine kirchliche Gewaltenteilung und ein Abbau von "Überhöhungen des Weiheamtes" gefordert wurden.

Auch mit Blick auf die Rolle von Frauen in der Kirche hat Jarasch in der Vergangenheit bereits ihre Stimme erhoben. So rief sie 2019 bei einer Veranstaltung mehrerer katholischer Verbände in Berlin alle katholischen Frauen dazu auf, in ihren Forderungen an die Kirchenleitung "konkret" zu werden. Um "die Männerkirche" zu verändern, sei dies die einzige Möglichkeit. (stz)