39-Jährige soll mit Geld aus Staatssekretariat Luxusgüter erworben haben

200.000 Euro verprasst? Vatikan lässt eigene Beraterin verhaften

Veröffentlicht am 14.10.2020 um 11:07 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Sie soll knapp 500.000 Euro aus dem vatikanischen Staatssekretariat für "diplomatische Geheimoperationen" erhalten haben. Fast die Hälfte davon sei jedoch in Kleider, Restaurantbesuche und Luxusartikel geflossen. Nun wurde die Frau verhaftet.

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Vor dem Hintergrund einer Finanzaffäre hat der Vatikan eine ehemalige Sicherheitsberaterin des Staatssekretariats festnehmen lassen. Die 39-jährige italienische Geopolitik-Expertin Cecilia Marogna sei am Dienstag mit einem internationalen Haftbefehl der vatikanischen Staatsanwaltschaft in Mailand gestellt worden, berichteten italienische Medien (Dienstagabend). Ihr werde Unterschlagung und Veruntreuung vorgeworfen. Sie soll innerhalb von zwei Tagen an den Vatikan überstellt werden.

Geld von Becciu für Luxusgüter ausgegeben?

Den Berichten zufolge hatte die Beschuldigte sich 2016 dem damaligen Stabschef der Kurienleitung, Giovanni Angelo Becciu, als Vermittlerin für diplomatische Geheimoperationen in Afrika und Nahost angeboten. Laut Recherchen des italienischen TV-Magazins "Le Iene" erhielt sie zwischen Dezember 2018 und Juli 2019 insgesamt knapp 500.000 Euro aus dem vatikanischen Staatssekretariat auf ein Konto ihres Unternehmens mit Sitz im slowenischen Ljubljana. Davon seien fast 200.000 Euro in Kleider, Restaurantbesuche und Luxusartikel geflossen. Die Vatikanjustiz ermittelt den Angaben zufolge in der Affäre auch gegen Becciu wegen des Verdachts auf Unterschlagung.

Becciu, seit 2018 Kardinal, steht derzeit in der Medienkritik. Gegenstand ist unter anderem eine riskante Immobilienanlage in London während seiner Zeit als Substitut des Staatssekretariats. In dem Zusammenhang ermittelt die vatikanische Justiz gegen mehrere Kurienmitarbeiter und italienische Finanzmakler. Becciu trat Ende September von seinem letzten Amt als Präfekt der Heiligsprechungskongregation zurück. Er bestreitet jegliches Fehlverhalten.

Die Finanzen des Vatikans zu ordnen, gehört zu den großen Aufgaben, denen sich Papst Franziskus stellen will. In der Vergangenheit kam es aufgrund mangelnder Transparenz und Professionalität immer wieder zu Skandalen. Im August hatte der Papst einen neuen Generalsekretär für das vatikanische Wirtschaftssekretariat sowie neue Mitglieder für den Wirtschaftsrat berufen, der vom Münchner Kardinal Reinhard Marx koordiniert wird. In der vergangenen Woche hat das Wirtschaftssekretariat die Bilanz des Heiligen Stuhls für das Jahr 2019 vorgelegt, die im Vergleich zu den Vorjahren die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kirchenstaates deutlich transparenter darstellte. (tmg/KNA)