Heße zu Vertuschungsvorwürfen: Habe nach bestem Wissen gehandelt
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat erneut Vorwürfe zurückgewiesen, wonach er als früherer Personalchef im Erzbistum Köln Missbrauchsfälle vertuscht haben soll. "Ich würde für mich in Anspruch nehmen, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben, um diese Themen aufzuklären und vor allen Dingen den Betroffenen zu helfen", sagte er am Donnerstagabend in Rostock. Zugleich bekräftigte Heße seinen Willen zur Aufarbeitung des Geschehens. "Ich hoffe, dass auch in meinem persönlichen Fall das so ans Tageslicht kommt, wie es ist. Ich will gerne das beitragen, was ich kann." Aber auch andere müssten ihren Beitrag leisten, betonte er.
Heße war ab 2006 Personalchef und von 2012 bis 2015 Generalvikar im Erzbistum Köln. Im September waren Teile einer bisher unveröffentlichten Studie zu sexuellem Missbrauch in der dortigen Diözese bekanntgeworden. Darin wird Heße eine "indifferente" und "von fehlendem Problembewusstsein" geprägte Haltung gegenüber dem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker vorgeworfen.
Außerdem soll Heße nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung einen Priester geschützt haben, der sich in den 90er-Jahren mehrfach an seinen minderjährigen Nichten vergangen haben soll. Das Blatt beruft sich dabei auf eine Gesprächsnotiz des Erzbistums Köln, aus der angeblich hervorgeht, dass über ein Gespräch mit dem beschuldigten Priester kein Protokoll, sondern nur handschriftliche Notizen angefertigt werden sollten, die notfalls vernichtet werden können. Laut der Boulevardzeitung hat Heße sein Einverständnis zu diesem Vorgehen gegeben, was dieser entschieden zurückwies.
"Ich habe mich bemüht, diese Aufklärung voranzutreiben"
Es handele sich um eine Telefonnotiz seiner Sekretärin, erklärte Heße in Rostock. "Es ist also nicht etwas, was ich gesagt habe, auch nicht etwas, was mir gesagt wurde, sondern etwas, das aufgeschrieben worden und mir vorgelegt worden ist, und das wirft einige Fragen auf." Der Vorgang müsse nun im Einzelnen aufgeklärt werden. Dazu brauche es auch andere, die sagten, was sie diktiert und geschrieben hätten und was sie damit gemeint hätten. "Ich kann nur sagen: Ich habe mich bemüht, diese Aufklärung voranzutreiben", so der Erzbischof.
Heße äußerte sich bei einem Gesprächsabend des Erzbistums Hamburg zum kirchlichen Reformprozess Synodaler Weg in der Christuskirche in Rostock. Das Thema lautete "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche - Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag". Dabei sprach sich der Erzbischof für eine bessere Kontrolle von Macht in der katholischen Kirche aus. Amtsträger sollten über ihre Tätigkeit Bericht ablegen müssen, forderte Heße. Als Kontrollinstanzen könne er sich bereits bestehende Gremien wie den diözesanen Wirtschaftsrat vorstellen.
Weiter brauche es transparente Prozesse. "Wie es zu Entscheidungen kommt, sollte möglichst klar und gut beschrieben sein", so Heße. Auch über eine zeitliche Begrenzung von Ämtern könne man nachdenken. Den Vorschlag, Pfarrer von ihren Kirchengemeinden wählen zu lassen, lehnte der Erzbischof jedoch ab. "Das tut am Ende dem Amt nicht so gut." Heße erklärte, dass er Macht oft als Ohnmacht erlebe. Auch ein Bischof könne nicht schalten und walten, wie er wolle, etwa weil es zu wenig Ressourcen oder zu wenig Personal gebe. "Deswegen leide ich auch manchmal an dieser Vollmacht, die ich habe." Außerdem sei er an den Rat und die Beschlüsse verschiedener Gremien gebunden. Sein Ziel sei immer, die Menschen mitzunehmen - "und das geht nicht durch Macht und Gewalt, sondern durch Überzeugung". (tmg/KNA)