Die Kirche muss ran an ihre DNA
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Vor knapp zwei Jahren, kurz nach Erscheinen der MHG-Studie, erklärte Bischof Heiner Wilmer, er glaube, dass "der Missbrauch von Macht in der DNA der Kirche steckt, es aber bisher an jeglicher Idee fehlt, welche Konsequenzen das für die Theologie haben muss".
Vor einem Jahr begann der Synodale Weg. Seitdem zeigt sich: Es werden häufig dieselben dogmatischen Diskussionen reproduziert, die wir seit Jahrzehnten führen.
Deshalb sind auch die Lösungsansätze dieselben: Bischof Georg Bätzing, einer der beiden Präsidenten des Synodalen Wegs, erklärte kürzlich unter Verwendung einer beeindruckenden Anzahl an Konjunktiven, dass er sich vorstellen könne, dass man die Bitte äußere, dass das Diakonat der Frau "wirklich ernsthaft geprüft und eingeführt werden möge". Diese Bitte hat die Kirche in Deutschland bereits vor einem knappen halben Jahrhundert (!) im Nachgang der Würzburger Synode an Rom gerichtet. Seitdem warten wir auf eine Antwort des Vatikans. Die Kirche in Deutschland verharrt in einem dogmatischen Erlaubnisdiskurs, und mit ihr die Theologie.
Wir haben den Synodalen Weg begonnen, weil die MHG-Studie uns darauf hingewiesen hat, dass in unseren Strukturen mindestens 3.677 Menschen sexualisierte Gewalt erfahren haben und dass dieses Unrecht sowie dessen Vertuschung systemische Gründe haben. Diesem System nun Aufarbeitungskommissionen, Präventionsschulungen und Interventionspläne hinzuzufügen, wird nicht ausreichen. Ohne eine Veränderung des Systems behandeln wir lediglich Symptome, obwohl das Problem des Machtmissbrauchs in der DNA liegt. Wer das System erhalten will, macht sich mitschuldig.
Eine Theologie, die dazu beitragen will, Missbrauch von Macht zu verhindern, darf ihr Heil nicht mehr vorrangig in der Tradition suchen – sonst trägt sie die DNA weiter, die das Unrecht hervorgebracht hat. Sie muss zur Anwältin der Betroffenen werden und derer, für die das System heute und morgen zur Gefahr wird.