Bischof Ipolt: Infektion hat meinen Blick auf Corona verändert
"Positiver Corona-Test bei Görlitzer Bischof" titelte die "Sächsische Zeitung" am späten Mittwochnachmittag und machte damit als erstes Medium die Infektion von Bischof Wolfgang Ipolt mit dem Coronavirus öffentlich. Im Interview mit katholisch.de spricht Ipolt, der noch bis zum morgigen Freitag zu Hause in Quarantäne bleiben muss, über seinen aktuellen Gesundheitszustand und die Symptome der Erkrankung. Außerdem berichtet er, wie er sein Bistum von zu Hause aus führt und wie die Infektion seinen Blick auf die Corona-Pandemie verändert hat.
Frage: Bischof Ipolt, gestern wurde bekannt, dass Sie sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Wie geht es Ihnen zurzeit?
Ipolt: Jetzt, wo die Infektion bereits weitgehend hinter mir liegt, geht es mir deutlich besser als während der Hochphase der Quarantäne. Ich bin froh, dass ich die Zeit insgesamt so gut überstanden habe, und ich bin zuversichtlich, dass ich meine Aufgaben als Bischof bald wieder erfüllen kann.
Frage: Wie hat sich das Virus denn bei Ihnen gezeigt? Welche Krankheitssymptome hatten Sie?
Ipolt: Ich hatte klassische Erkältungssymptome, vor allem Husten und Schnupfen. Außerdem wurde ich schneller müde, so dass ich in den vergangenen Tagen tatsächlich nicht richtig arbeiten konnte. Einen Geschmacksverlust, von dem viele Erkrankte ja berichten, habe ich aber nicht erlitten. Insgesamt habe ich wohl einen milden Verlauf der Erkrankung erlebt.
Frage: Wann haben Sie von Ihrer Infektion erfahren?
Ipolt: Ja, das war ein bisschen schwierig. Ich bin ja überhaupt nur getestet worden, weil ich von einem anderen Erkrankten als Kontaktperson angegeben wurde. Nach meinem Test hat es dann allerdings fünf oder sechs Tage gedauert, bis mir das Ergebnis mitgeteilt wurde. Bis dahin war ich davon ausgegangen, mir lediglich eine normale Grippe eingefangen zu haben.
Frage: Wissen Sie denn, wann und wo Sie sich infiziert haben?
Ipolt: Nein, nicht genau. Ich habe allerdings einen Verdacht, denn das Gesundheitsamt hat mir gesagt, dass man sich nur infizieren kann, wenn man mindestens 20 bis 30 Minuten engen Kontakt mit einem Erkrankten hatte, etwa bei einem längeren Gespräch.
Frage: Vor zwei Wochen war der Hedwigsempfang Ihres Bistums in Cottbus. Waren Sie dort schon infiziert?
Ipolt: Das weiß ich nicht. Aber um es vielleicht doch zu sagen: Mich hat unser erkrankter Generalvikar als Kontaktperson angegeben, weil wir am Tag des Empfangs zusammen Mittag gegessen hatten. Er vermutet, dass er mich bei diesem Essen angesteckt hat, das kann man aber natürlich nachträglich nicht beweisen. Aber in der Tat liegt dieses Mittagessen an diesem Freitag genau 14 Tage zurück.
Frage: War es rückblickend und unabhängig von Ihrer persönlichen Erkrankung ein Fehler, den Hedwigsempfang durchgeführt zu haben? Immerhin war Cottbus Mitte Oktober bereits ein Corona-Hotspot...
Ipolt: Wir haben bei dem Empfang alle Abstands- und Hygieneregeln eingehalten. In dem Kino, in dem der Empfang stattfand, waren von 500 Sitzplätzen lediglich 100 belegt; die Menschen haben mit großem Abstand zueinander gesessen. Es war auch kein Empfang im klassischen Sinne. Nach dem Festvortrag von Hans Joas wurden die Leute gebeten, den Saal ohne engere Begegnung und Gespräche zu verlassen. Und das haben auch alle getan.
„Ich glaube persönlich, dass Gott uns auch durch eine Krankheit etwas sagen kann.“
Frage: Sie haben es gesagt: Auch Ihr Generalvikar ist positiv auf das Virus getestet worden. Wie sehr ist die Verwaltung Ihres Bistums dadurch derzeit beeinträchtigt?
Ipolt: Na ja, das können Sie sich ja sicher vorstellen. Unser Ordinariat ist klein, da fallen ein paar Ausfälle direkt ins Gewicht. Allerdings kann man heutzutage natürlich viel über den Computer erledigen – jedenfalls dann, wenn man so einen vergleichsweise milden Krankheitsverlauf hat wie ich. Unser Generalvikar war deutlich schwerer betroffen. Er musste zwar nicht ins Krankenhaus, das Virus hat ihm aber schon sehr zu schaffen gemacht. Umso mehr bin ich froh und dankbar, dass ein paar Ordinariatsräte den diözesanen Betrieb gut über Wasser gehalten haben.
Frage: Durch die Quarantäne hatten Sie vermutlich deutlich mehr Zeit als sonst – auch für sich persönlich. Wie haben Sie diese Zeit genutzt?
Ipolt: Das ist eine gute Frage, denn ich muss ehrlich sagen, dass die gewonnene Zeit – jedenfalls für mich – eine gute Nebenwirkung von Corona war. Ich hatte dadurch Gelegenheit, über manche Dinge intensiver als sonst nachzudenken, und ich hatte auch mehr Zeit zum Beten. Diese gewonnene Zeit habe ich durchaus als Geschenk empfunden.
Frage: Hat die Infektion Ihren Blick auf die Corona-Pandemie verändert?
Ipolt: Auf jeden Fall. Ich kann durch meine Erkrankung nun besser nachvollziehen, wie es den Betroffenen geht. Das war schon eine heilsame Erfahrung. Ich glaube persönlich, dass Gott uns auch durch eine Krankheit etwas sagen kann.
Zur Person
Bischof Wolfgang Ipolt (*1954) ist seit 2011 Bischof von Görlitz. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist er stellvertrender Vorsitzender der Kommission Weltkirche sowie Mitglied der Pastoralkommission und der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa.