US-Bischöfe geschockt und verärgert über McCarrick-Bericht
Die US-Bischöfe reagieren ungewöhnlich schnell, geschockt und verärgert auf die Veröffentlichung des Vatikan-Untersuchungsberichts über die Verfehlungen des früheren Kardinals Theodore McCarrick (90). Der Report unterstreiche "die Notwendigkeit, Buße zu tun", erklärte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez. Es sei "ein weiteres tragisches Kapitel im langen Kampf der Kirche, den Verbrechen des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche entgegenzutreten", so der Erzbischof von Los Angeles unmittelbar nach Veröffentlichung des mehr als 400 Seiten umfassenden Berichts am Dienstag.
Der Bericht über McCarricks moralische Verfehlungen sei "beispiellos", so Kardinal Joseph Tobin von Newark, wo McCarrick 15 Jahre lang als Erzbischof arbeitete. Als "schwierig und notwendig" charakterisierte der designierte Washingtoner Kardinal Wilton Gregory den McCarrick-Bericht. Er versprach, "mehr zu sagen", wenn er das Dokument genauer studiert habe – "insbesondere was unsere Erzdiözese Washington betrifft". In einer der politisch wichtigsten US-Diözesen war McCarrick von 2000 bis 2006 Erzbischof.
Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan drückte in einer ersten Reaktion "tiefe und aufrichtige Trauer" gegenüber allen aus, die sexuellen Missbrauch erleben mussten. Ausdrücklich dankte er den Opfern, die sich 2018 gemeldet und der Erzdiözese ihre Leiden angezeigt hatten. Dolan nannte die vatikanische Untersuchung einen notwendigen Schritt, um zu verstehen, wie McCarrick in der Kirche so weit nach oben gekommen sei.
Bericht kommt kurz vor Herbstkonferenz der US-Bischöfe
Am Mittag hatte eine Untersuchungskommission nach zweijähriger Arbeit den Vatikan-Bericht über sexuellen Missbrauch und Amtsmissbrauch des einflussreichen Kardinals veröffentlicht, der über Jahrzehnte das Bild der katholischen Kirche in den USA prägte. Der Bericht stützt sich auf Dokumente mehrerer Vatikanbehörden, vier US-Diözesen, zweier US-Seminare und der US-Botschaft des Vatikan. Er wertet Aussagen von 90 Personen aus, darunter auch von Missbrauchsopfern McCarricks.
In dem Dokument geht es um die Frage, wie McCarrick über Jahrzehnte trotz zahlreicher Gerüchte und Hinweise auf sein Fehlverhalten in der Kirchenhierarchie so aufsteigen konnte. Im Ergebnis stellt die Untersuchung fest, dass an verschiedenen Stellen Verantwortliche über Hinweise hinweggesehen hätten und der frühere Papst Johannes Paul II. bereits vor zwei Jahrzehnten darum gewusst habe. Der Bericht kommt wenige Tage vor Beginn der traditionellen Herbstkonferenz der US-Bischöfe. (KNA)