Kirchen starten 2021 Plakat-Kampagne gegen Antisemitismus
Die beiden großen Kirchen wollen ab Januar 2021 mit einer Plakatkampagne gegen Antisemitismus vorgehen und für ein stärkeres Miteinander zwischen Christen und Juden werben. Die Initiative unter dem Thema "#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst" wurde am Mittwoch in der Berliner Parochial-Kirche vorgestellt.
Kern der Initiative sind 13 Plakatmotive für die Monate bis Januar 2022, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede jüdischer und christlicher Feiertage wie Chanukka und Weihnachten oder Purim und Fasching thematisieren. Sie können etwa in Schaukästen von Gemeinden ausgehängt werden. Daneben soll es ein Begleitprogramm mit Predigtreihen, religionspädagogischen Projekten und Podiumsveranstaltungen geben. Entstanden aus einer Initiative der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) wird die Kampagne nun bundesweit von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mitgetragen.
In einem Grußwort betonte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr, der in der katholischen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig ist, dass der christliche Glaube ohne das Judentum nicht verständlich sei. Seit einigen Jahren nehme der Antisemitismus in Deutschland wieder zu. Dies dürfe niemanden gleichgültig lassen: "Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Juden beleidigt oder angegriffen werden", so der Bischof. "Und wir dürfen nicht weghören, wenn über Judenwitze gelacht, wenn über eine angebliche jüdische Weltverschwörung schwadroniert oder der Staat Israel dämonisiert wird", sagte Neymeyr weiter. "Ein Christ kann kein Antisemit sein", zitierte er Papst Franziskus. Und er forderte alle Christen dazu auf, jeder Form von Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. "Juden und Christen gehören zusammen, diese Botschaft wollen wir in die Gesellschaft bringen", so der Bischof.
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Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, sagte: "Antisemitismus ist Sünde und widerspricht allem, wofür das Christentum steht." Die Initiative mache zugleich klar, wie wichtig und eng die Beziehungen zwischen Christen und Juden seien.
Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, Rabbiner Andreas Nachama, sprach von einem "wunderbaren Versuch", über die Plakate ein christlich-jüdisches Gespräch zu ermöglichen. Dabei begrüßte er es, dass "nicht alles weggeschliffen wurde, was an Kanten und Unterschiedlichkeiten stehen bleibt, und wir uns für das interessieren, was den anderen etwa zur gleichen Zeit auch bewegt".
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, begrüßte die Initiative. Es gebe noch immer einen weit verbreiteten Glauben in Deutschland, dass die Bekämpfung von Antisemitismus die Mehrheit der Bevölkerung nichts anginge. Weil sie entweder nicht betroffen sei oder weil es im Zweifelsfall "nicht ihre Aufgabe sei, hiergegen aktiv zu werden", so Klein. Es sei wichtig, das Bewusstsein dafür zu wecken, dass alle in der Gesellschaft Verantwortung beim Kampf gegen den Antisemitismus übernehmen müssten. Dabei verwies er auf das Jubiläum von 1.700 Jahren Judentum in Deutschland im kommenden Jahr. Das Jubiläum solle auch das jüdische Alltagsleben in Deutschland bekannter machen. Denn Unwissenheit mache empfänglich für Vorurteile. (cbr/KNA/epd)