Nach positiven Erfahrungen in einem Modellprojekt

Paderborn lässt Wort-Gottes-Feiern mit Kommunion am Sonntag zu

Veröffentlicht am 15.11.2020 um 16:46 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Bislang sind von Laien gefeierte Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionausteilung sonntags noch die Ausnahme. Paderborns Oberhirte Hans-Josef Becker stellt es den Pfarreien nun frei, solche Gottesdienste anzusetzen. Grund für den Schritt sind positive Erfahrungen.

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Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker gibt für die nächsten drei Jahre flächendeckend in seinem Erzbistum sonntägliche Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionausteilung frei. "Wenn das örtliche Pastoralteam und die beauftragten Leiterinnen und Leiter der Wort-Gottes-Feiern der Überzeugung sind, die heilige Kommunion auszuteilen, können sie das tun", sagte er am Wochenende beim ersten digitalen Diözesantag.

Wort-Gottes-Feiern ohne Priester, bei denen Laien auch die Kommunion austeilen, sind in den deutschen Bistümern an Sonntagen bislang die Ausnahme. Voraussetzung ist, dass konsekrierte Hostien aus einem anderen Gottesdienst vorrätig sind, da ohne Priester keine Wandlung in Leib und Blut Christi möglich ist. In der Regel wird empfohlen, auf die Kommunionausteilung zu verzichten, um den besonderen Charakter der Eucharistiefeier zu betonen. Oft heißt es auch, solche Feiern sollten die Gläubigen nicht davon abhalten, andernorts einen regulären Sonntagsgottesdienst mit Priester und mit Eucharistiefeier zu besuchen.

Becker betonte, er stelle die Art und Weise der Feier frei und bitte lediglich um entsprechende Information, falls diese Feierform Anwendung finden soll, wenn wegen der geringer werdenden Zahl der Priester vor Ort keine Heilige Messe gefeiert werden kann. Der Erzbischof begründete seine Entscheidung vor allem mit den positiven Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren bei einem Modellprojekt im Pastoralen Raum Warburg gemacht wurden.

Keine Verpflichtung

Eine Verpflichtung zur Einführung von Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionausteilung gebe es aber nicht, betonte Becker: "Mir ist wichtig, dass die feiernde Gemeinde vor Ort gestärkt wird. Aber mir ist auch wichtig, dass die Wertschätzung der Heiligen Messe selbst nicht darunter leidet." Er habe wahrgenommen, dass es insgesamt ein Interesse daran gebe, sonntags die Kommunion zu empfangen - "vor allem in den Pastoralen Räumen, in denen es eine größere Zahl von Kirchen und Gemeinden gibt, die nur ein oder zweimal im Monat Eucharistie feiern können".

Becker äußerte sich ebenso zur heftig diskutierten Vatikan-Instruktion zu Pfarreireformen. Er sehe keinen Korrekturbedarf auf dem in seinem Erzbistum eingeschlagenen Zukunftsweg. "Bislang entwickelte Modelle und angedachte Formate für die Kirche von Paderborn widersprechen der Instruktion nicht, im Gegenteil: Sie entsprechen den bekannten Vorgaben und Vorstellungen", so Becker. "Die Vorgaben sind kein Stoppschild für unsere Überlegungen. Rom gibt einen Rahmen vor, in dem wir selber verantwortungsbewusst unsere Perspektiven für eine künftige Organisationsstruktur innerhalb der Kirche von Paderborn entwickeln können."

Bild: ©Fotolia.com/blende11.photo

Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionausteilung sollen drei Jahre lang auch sonntags möglich sein.

Die Hinweise der Instruktion würden als "hilfreiche Erinnerung und Vergewisserung in bestimmten Sachfragen" wahrgenommen, "auch wenn sich so mancher davon zunächst vor den Kopf gestoßen fühlte". Die Verantwortlichen fühlten sich gestärkt, "den eingeschlagenen Weg konsequent mit Blick auf die örtliche Situation und im Austausch mit dem Apostolischen Stuhl weiterzugehen", betonte Becker.

Ortskirche in den Blick nehmen

Durch die Instruktion sehe er sich nicht von seiner Aufgabe entbunden, "verantwortlich die Zukunft für unsere Ortskirche von Paderborn weiter in den Blick zu nehmen", so Becker weiter. Zuerst werde Rom nun das Gespräch nur mit den Bischöfen suchen und nicht, wie vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz vorgeschlagen, auch mit Laienvertretern vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK): "Das müssen wir so akzeptieren und können es meiner Meinung nach auch."

Aus Vatikan-Sicht sei die Instruktion zuerst an die Ebene der Bischöfe gerichtet, darum sehe Rom hier wohl auch zunächst bischofsinternen Gesprächsbedarf. Wichtig sei auch, so Becker weiter, nicht so zu tun, "als wäre unser Land allein maßgebend in diesen Fragen. Rom geht es immer auch um die weltkirchliche Perspektive. Wir müssen da über unseren Tellerrand schauen."

Nach der Vatikan-Instruktion vom 20. Juli hatten sich etliche deutsche Bischöfe sehr kritisch zu dem Papier geäußert, andere hatten es gelobt. Das Schreiben setzt klare Grenzen für Reformen. Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien Teams aus Priestern und kirchlich engagierten Laien anzuvertrauen, widerspricht die Instruktion. Laien können demnach zwar an der Gemeindeleitung mitwirken, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester.

Beim ersten digitalen Diözesantag hatten sich wegen der Corona-Einschränkungen mehrere hundert engagierte und interessierte Katholiken aus dem ganzen Erzbistum Paderborn virtuell versammelt, um sich per Livestream und digitalen Plattformen über Wege der Kirche in die Zukunft auszutauschen. Becker bezeichnete den Diözesantag als "Auftakt für einen neuen Abschnitt unserer Bistumsentwicklung". (cph/KNA)