Standpunkt

Loyale Kritik ist kein Angriff auf die Kirche

Veröffentlicht am 01.12.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Kirche wird von innen und von außen kritisiert. An ihrem Umgang damit kann sie noch arbeiten, findet Agathe Lukassek. Denn manche Kritik sei kein Angriff, sondern ein Ausdruck der Sorge um die Kirche.

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Der Umgang von meinen Mitgläubigen und von Amtsinhabern der Kirche mit Kritik ist mir immer wieder ein Rätsel: Zum einen teilt die Kirche selbst gerne aus und kritisiert Missstände in der Gesellschaft. Natürlich wird die Kirche auch von außen kritisiert, von religionskritisch eingestellten Menschen wird eine Einmischung in ethische Debatten beklagt oder aktuell die Tatsache, dass die Gotteshäuser im aktuellen "Lockdown light" weiterhin offen bleiben dürfen. Zuletzt gibt es noch diejenigen, die als Gläubige die Missstände ihrer Kirche von innen heraus kritisieren. Und genau mit diesen scheint die Kirche seltsamerweise das größte Problem zu haben.

Da gibt es den Pater, der eine Aufklärung der sexuellen Missbrauchsfälle durch Geistliche fordert und schonmal als Nestbeschmutzer bezeichnet wird, da ist die junge Frau, deren Appell an katholische Jugendverbände nach einer internen Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus so gut wie ungehört bleibt. Und da ist das Team einer Katholischen Hochschulgemeinde, dem mit arbeitsrechtlichen Schritten gedroht wird, weil es mit der Bistumsleitung über sein Positionspapier zur Zukunft der Kirche diskutieren möchte – ein Papier, das dieselben Themen behandelt, wie derzeit die ganze Kirche in Deutschland. Genau wie die Frauen von Maria 2.0 und die Gläubigen, die sich beim Synodalen Weg einbringen, handelt es sich bei den Kritisierenden um Menschen, die sich teilweise seit Jahrzehnten in ihren Pfarreien und Verbänden für ihre Kirche engagieren.

Für das Feedback und die Expertise dieser loyalen Kritikerinnen und Kritiker sollten alle dankbar sein, denen die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland wichtig ist. Aber anstatt zu sehen, dass sie der Kirche etwas Gutes wollen, wird ihnen oft in polemischer Weise unterstellt, dass sie die Kirche angreifen und sie aushöhlen wollten. Ich wünsche mir, dass diejenigen, die noch mit reflexhafter Ablehnung reagieren, künftig innehalten und zuhören. Ich wünsche mir mehr Bischöfe, die mit Demonstrierenden sprechen und weniger abgeschaltete Webseiten.

Von Agathe Lukassek

Die Autorin

Agathe Lukassek ist Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Hildegardis-Verein mit Sitz in Bonn.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.