Magdeburger Oberhirte über Aufgabe und Rolle von Bischöfen

Bischof Feige: Auch der Leithammel ist nur ein Schaf

Veröffentlicht am 02.12.2020 um 12:06 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Magdeburg ‐ "Irgendjemand hat mir mal eine Karte mit der Aufschrift geschenkt: 'Bei Licht besehen ist auch der Leithammel nur ein Schaf'": In einem Zeitungsbeitrag hat sich Bischof Gerhard Feige mit der Aufgabe und Rolle von Bischöfen auseinandergesetzt.

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Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht die mitunter zu beobachtende Überhöhung des Bischofsamts in der Kirche kritisch. "Irgendjemand hat mir mal eine Karte mit der Aufschrift geschenkt: 'Bei Licht besehen ist auch der Leithammel nur ein Schaf.' Für mich ist das tröstlich", schreibt Feige in einem Beitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Einerseits habe ein Bischof den anderen Gläubigen zwar immer wieder voran- oder nachzugehen und sie – wenn es sein müsse – auch anzutreiben. "Andererseits gehört er wie sie selbstverständlich aber auch weiterhin zum Volk Gottes", so der Bischof, dessen Beitrag laut "Christ & Welt" Teil einer neuen Kolumnen-Serie mit dem Titel "Gottes Bodenpersonal" ist. Weitere Autorinnen der Serie seien die evangelische Pfarrerin Hanna Jacobs und die Diakonin und Sozialarbeiterin Anna-Sofie Gerth.

In seinem ersten Text setzt sich Feige mit der Aufgabe und der Rolle von Bischöfen auseinander. Für staunende Kinder etwa sei ein Bischof so etwas wie "der Nikolaus" oder – säkularer eingefärbt – "ein Zauberer mit Zauberstab". "Journalisten hingegen beschreiben bischöfliche Aktivitäten überwiegend – verkürzt und zugespitzt – mit Worten wie: kritisieren, warnen, verurteilen, protestieren, bekämpfen oder fordern", so Feige weiter. Darüber hinaus solle ein Bischof laut einem römischen Dokument Hirt und Fischer sein, Vater und Bruder, Freund und Trostspender, Diener und Lehrer. "Sind das nicht zu hohe oder zu blumige Ideale, die einem erst einmal den Atem verschlagen?", fragt der Bischof in dem Beitrag.

"Als sei man Bischof von 'Absurdistan'"

Allerdings beschrieben nicht nur kirchliche Texte derartige Ansprüche. Auch viele Zeitgenossen hätten die Vorstellung, ein Bischof müsse allen Erwartungen gerecht werden. "Und so häufen sich Woche für Woche bei etlichen Bischöfen die Schreiben und Anrufe mit Vorwürfen, jämmerlich versagt zu haben, oder Forderungen, nun endlich die Kirche und die Welt zu retten", schreibt Feige. Manchmal seien darunter auch unverschämte Pamphlete: "Da kann man sich gelegentlich schon vorkommen, als sei man Bischof von 'Absurdistan'."

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Feige ähnlich geäußert. In einem Interview mit dem Magdeburger Pastoral-Magazin "Moment" hatte der Bischof damals ein zunehmend negatives Diskussionsklima im kirchlichen Raum kritisiert: "Neuerdings meinen auch einige Christen oder kirchliche Kreise, sich genauso populistisch verhalten und unverschämt äußern zu müssen, wie es allgemein in unserer Gesellschaft immer mehr zunimmt." Als er Bischof geworden sei, habe er nicht geahnt, wie viel Gegenwind er im Laufe der Zeit bekommen würde. Dies habe in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen, so Feige, der auch damals schon den "Absurdistan"-Vergleich genutzt hatte. (stz)