Mehr als nur Corona: Das war das kirchliche Jahr 2020
Die Corona-Pandemie war im zu Ende gehenden Jahr auch für die katholische Kirche mit Abstand das dominierende Thema. Und dennoch gab es in den zurückliegenden zwölf Monaten in der Kirche noch zahlreiche andere wichtige Ereignisse. Der chronologische Jahresrückblick von katholisch.de gibt einen Überblick über das, was 2020 passiert ist.
29. Januar: Bertram Meier wird Bischof von Augsburg
Große Freude im Bistum Augsburg: Am 29. Januar wird Bertram Meier von Papst Franziskus zum neuen Bischof ernannt. Damit bekommt die bayerische Diözese ein gutes halbes Jahr nach dem altersbedingten Rücktritt von Konrad Zdrasa einen neuen Oberhirten. Mit Meier wird ein Einheimischer Bischof, denn der 59-Jährige stammt aus dem Ostallgäu und war zuvor schon in verschiedenen Funktionen für das Bistum tätig – zuletzt hatte er die Diözese mit ihren knapp 1,3 Millionen Katholiken bereits übergangsweise als Diözesanadministrator geleitet. Meiers Bischofsweihe wird zunächst für den 21. März angekündigt, wegen der Corona-Pandemie kann sie dann aber erst am 6. Juni stattfinden.
30. Januar bis 1. Februar: Erste Synodalversammlung des Synodalen Wegs
Wenige Wochen, bevor im Zuge der Corona-Pandemie alle Großveranstaltungen in Deutschland abgesagt werden, findet Ende Januar in Frankfurt am Main die erste Synodalversammlung des Synodalen Wegs statt. Dabei werden von den 230 Delegierten mit der Geschäftsordnung und der Besetzung der vier Synodalforen vor allem die Spielregeln für den weiteren Fortgang des Reformprozesses festgelegt. Geprägt wird das dreitägige Treffen von intensiven Debatten um die bekannten innerkirchlichen Reizthemen und ersten Konflikten zwischen "Bewahrern" und "Reformern".
Themenseite: Der Synodale Weg der Kirche in Deutschland
11. Februar: Kardinal Marx kündigt Abschied als DBK-Vorsitzender an
Paukenschlag in der Deutschen Bischofskonferenz: Völlig überraschend kündigt Kardinal Reinhard Marx am 11. Februar an, nicht für eine eventuelle zweite Amtszeit an der Spitze der Konferenz zur Verfügung zu stehen. "Meine Überlegung ist, dass ich am Ende einer möglichen zweiten Amtszeit 72 Jahre alt wäre, und dann auch das Ende meiner Aufgabe als Erzbischof von München und Freising nahe sein wird", erklärt Marx in einem Brief an seine Mitbrüder. Sein Entschluss, bei der im Frühjahr anstehenden Neuwahl des Konferenzvorsitzenden nicht wieder zu kandidieren, stehe schon seit längerer Zeit fest. Drei Wochen nach Marx' Ankündigung, am 3. März, wählen die deutschen Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Mainz den Limburger Oberhirten Georg Bätzing zu ihrem neuen Vorsitzenden.
12. Februar: Papst veröffentlicht Schreiben "Querida Amazonia"
Rund vier Monate nach der Amazonas-Synode im Vatikan veröffentlicht Papst Franziskus am 12. Februar sein nachsynodales Schreiben "Querida Amazonia" ("Geliebtes Amazonien"). Darin erteilt das Kirchenoberhaupt Weiheämtern für Frauen, etwa als Diakoninnen, und einer Lockerung der Zölibatspflicht für katholische Priester eine Absage. Zwar fordert Franziskus in dem 50-seitigen Dokument Anstrengungen, um auch in entlegenen Teilen der Amazonasregion häufiger Messfeiern zu ermöglichen. In erster Linie sollten Lateinamerikas Bischöfe aber dafür sorgen, dass ihre Priester tatsächlich in dem Gebiet eingesetzt und entsprechend ausgebildet würden. Die Reaktionen auf das Schreiben fallen in Deutschland überwiegend negativ aus.
26. Februar: Verfassungsgericht kippt Verbot der Suizidbeihilfe
In einer vielbeachteten Entscheidung kippt das Bundesverfassungsgericht am 26. Februar das Verbot zur Suizidbeihilfe. Das 2015 vom Bundestag beschlossene Verbot der gewerbsmäßigen Förderung der Selbsttötung widerspreche dem im Grundgesetz verankerten Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben, urteilen die Karlsruher Richter. Die Kirchen zeigen sich nach der Entscheidung schockiert: Aus ihrer Sicht stellt das Urteil "einen Einschnitt in unsere auf Bejahung und Förderung des Lebens ausgerichtete Kultur" dar. "Wir befürchten, dass die Zulassung organisierter Angebote der Selbsttötung alte oder kranke Menschen auf subtile Weise unter Druck setzen kann, von derartigen Angeboten Gebrauch zu machen", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, in der gemeinsamen Erklärung. Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, spricht im katholisch.de-Interview sogar von einer "Zäsur" für den Lebensschutz.
2. bis 5. März: Vollversammlung der Bischöfe in Mainz
Drei Wochen nach der überraschenden Rücktrittsankündigung von Kardinal Reinhard Marx steht die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Anfang März in Mainz ganz im Zeichen der Wahl eines neuen Vorsitzenden. Am zweiten Tag des Treffens votieren die Bischöfe dabei im vierten Wahlgang für den Limburger Bischof Georg Bätzing. Er rückt damit für sechs Jahre an die Spitze der Konferenz. Inhaltlich stellen die Bischöfe in Mainz neue Regeln für den Umgang mit Missbrauchsopfern vor, die im Herbst – nach der Klärung letzter Verfahrensfragen – schließlich final beschlossen werden. Betroffene bekommen demnach künftig ein Schmerzensgeld in Höhe von bis zu 50.000 Euro pro Fall. Weitere Themen der Tagung sind der drei Monat zuvor gestartete Synodale Weg und die Lage der Christen im Nahen Osten.
März/April: Gottesdienste fallen Corona-Pandemie zum Opfer
Die im Zuge der ersten Corona-Welle von der Politik beschlossenen Versammlungsverbote haben im Frühjahr auch Auswirkungen auf die Religionsgemeinschaften: Bundesweit nämlich werden Gottesdienste in Kirchen, Moscheen und Synagogen im März und April verboten. Das ist besonders für die Christen schmerzlich, denn in diese Zeit fällt mit Ostern das höchste Fest des Kirchenjahrs. Da einzelne Gläubige juristisch gegen das Verbot vorgehen, landet das Thema Anfang April beim Bundesverfassungsgericht. Das lehnt die von den Klägern geforderte Aufhebung der Gottesdienstverbote mit Verweis auf den Schutz vor "Gefahren für Leib und Leben" zwar ab, zugleich fordert es jedoch die Befristung und ständige Überprügung dieses "überaus schwerwiegenden Eingriffs in die Glaubensfreiheit". Bald darauf geht die gottesdienstlose Zeit dann jedoch ohnehin zu Ende: Am 20. April erlaubt Sachsen als erstes Bundesland unter strengen Auflagen wieder öffentliche Gottesdienste, die anderen Länder ziehen bald darauf nach.
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29. April: Bischöfe bekennen Mitschuld am Zweiten Weltkrieg
In einem historischen Schritt bekennt sich die Deutsche Bischofskonferenz am 29. April zu einer Mitschuld der katholischen Bischöfe Deutschlands am Zweiten Weltkrieg. "Indem die Bischöfe dem Krieg kein eindeutiges 'Nein' entgegenstellten, sondern die meisten von ihnen den Willen zum Durchhalten stärkten, machten sie sich mitschuldig am Krieg", heißt es in einem Dokument mit dem Titel "Deutsche Bischöfe im Weltkrieg", das die Konferenz aus Anlass des 75. Jahrestags des Kriegsendes am 8. Mai veröffentlicht. Und weiter: "Sowohl im September 1939 als auch danach blieb der offene Protest der deutschen Bischöfe gegen den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg aus." Hildesheims Bischof Heiner Wilmer erläutert bei der Vorstellung des Papiers, dass sich aus der Vielzahl der "unstrittigen historischen Fakten" über die Haltung der Bischöfe zum Krieg "ein Bild der Verstrickung" ergebe.
18. Juni: Benedikt XVI. besucht seinen Bruder in Regensburg
Überraschungsgast aus dem Vatikan: Am 18. Juni kommt der emeritierte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) erstmals seit neun Jahren wieder nach Deutschland. Grund des Besuchs ist der schlechte Gesundheitszustand seines in Regensburg lebenden Bruders Georg. Während seines viertägigen Aufenthalts verbringt Benedikt XVI., der selbst körperlich stark beeinträchtigt ist, jeden Tag mehrere Stunden mit seinem Bruder. Außerdem nutzt er die Zeit für einen Besuch am Grab seiner Eltern und seiner Schwester sowie an seinem ehemaligen Wohnhaus in Pentling. Am 22. Juni fliegt Benedikt XVI. zurück nach Rom, sein Bruder stirbt am 1. Juli im Alter von 96 Jahren.
23. Juni: Debatte um Neuausrichtung der Priesterausbildung
Wie geht es weiter mit der Priesterausbildung in Deutschland? Angesichts der anhaltend geringen Zahl von Priesteramtskandidaten wird diese Frage schon länger diskutiert. Richtig Fahrt nimmt die Debatte jedoch erst am 23. Juni auf, als eine Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz Reformvorschläge präsentiert. Danach soll die Ausbildung künftig auf wenige Standorte konzentriert werden. Konkret schlägt die Arbeitsgruppe vor, die Einführungsphase vor dem Studium, das sogenannte Propädeutikum, in Freiburg und Bamberg zu konzentrieren. Standorte für die darauf folgende Studienphase sollen München, Münster und Mainz sein. Für die dritte Phase, die Ausbildung im Pastoralkurs, schlägt die Gruppe "Paderborn in Kooperation mit Erfurt, Rottenburg-Stuttgart und einen durch die Freisinger Bischofskonferenz für Bayern festzulegenden Standort" vor. Die Bischöfe betonen, dass der Vorschlag "Grundlage für weitere Diskussionen und Überlegungen" sein soll und dass noch keine Entscheidung über die Standorte gefallen sei. Jeder Bischof müsse letztlich die Entscheidung für sein Bistum fällen. In den Tagen und Wochen nach seiner Präsentation wird das Papier kontrovers diskutiert. Neben Zustimmung zu den Vorschlägen hagelt es aus Bistümern und Universitäten auch deutliche Kritik.
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26. Juni: Veröffentlichung der Kirchenstatistik 2019
Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben im Jahr 2019 zusammen erstmals mehr als 500.000 Mitglieder durch Austritt verloren. Das geht aus der kirchlichen Jahresstatistik hervor, die die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am 26. Juni vorlegen. Demnach verließen in den 27 katholischen Bistümern 272.771 Menschen ihre Kirche – so viele wie nie zuvor. Der evangelischen Kirche kehrten etwa 270.000 Menschen den Rücken – rund 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Rückgang der Mitgliederzahlen hat neben den Austritten auch demografische Gründe: Die Zahl der kirchlichen Bestattungen lag bei beiden Kirchen deutlich über der Zahl der Taufen, Eintritte und Wiederaufnahmen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, äußert sich besorgt über die Entwicklung: "An den heute vorgelegten statistischen Zahlen 2019 gibt es nichts schönzureden", erklärt er: "Die Kirchenaustrittszahl zeigt, dass die Entfremdung zwischen Kirchenmitgliedern und einem Glaubensleben in der kirchlichen Gemeinschaft noch stärker geworden ist."
Juli: Kontroverse um Schönstatt-Gründer Kentenich
Forschungen der italienischen Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach werfen Anfang Juli dunkle Schatten auf den Schönstatt-Gründer Pater Josef Kentenich (1885-1968). Gestützt auf neu zugängliche Bestände aus den Archiven des Vatikan wirft von Teuffenbach Kentenich Machtmissbrauch, systematische Manipulation von Mitgliedern der Gemeinschaft und sexuellen Missbrauch einer Schwester vor. Nachdem die Schönstatt-Bewegung die Vorwürfe zunächst zurückweist, sichert die Gemeinschaft bald darauf zu, alle Anschuldigungen transparent aufarbeiten zu lassen. Knapp vier Monate später legt von Teuffenbach erstmals umfassende Archivfunde vor, die ein düsteres Bild der vermeintlichen Lichtgestalt Kentenich zeichnen. Daraufhin entbrennt zwischen der Historikerin und der Schönstatt-Bewegung ein neuer Streit um die Deutung der Dokumente aus den Archiven.
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20. Juli: Vatikan-Instruktion zu Gemeindereformen
Mitten hinein in die Sommerferien platzt am 20. Juli die Vatikan-Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche". Das Papier, das von der Kleruskongregation erarbeitet wurde, thematisiert unter anderem das Vorgehen bei der Zusammenlegung oder der Aufhebung von Pfarreien, die Stellung des Pfarrers und die Beteiligung von Nichtpriestern an Seelsorge und Gemeindeleitung. Unter Berufung auf das Kirchenrecht hebt die Instruktion dabei vor allem die Rolle des Pfarrers hervor. Laien können zwar mitwirken an der Gemeindeleitung, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester. Auch Bestrebungen, das Amt des Pfarrers einem Team aus Priestern und Laien anzuvertrauen, widerspricht die Instruktion deutlich – selbst "im Falle des Priestermangels". Das Echo auf die Instruktion ist in Deutschland weitgehend negativ, auch die meisten Bischöfe kritisieren das Papier deutlich.
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4. September: Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs
Weil die eigentlich geplante zweite Synodalversammlung des Synodalen Wegs aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen muss, treffen sich die 230 Delegierten am 4. September stattdessen verteilt bei fünf Regionenkonferenzen. In Berlin, Dortmund, Frankfurt am Main, Ludwigshafen und München beraten die Teilnehmer dabei am Vormittag zunächst über die Folgen der Corona-Krise für das kirchliche Leben. Wie unter einem Brennglas habe sie Probleme, aber auch Neuaufbrüche sichtbar gemacht, so der Tenor. Am Nachmittag finden dann Aussprachen zu den Themen Frauen und Sexualität statt. Dabei werden die von den beiden zuständigen Arbeitsgruppen vorgelegten Papiere teilweise kontrovers diskutiert.
22. bis 24. September: Vollversammlung der Bischöfe in Fulda
Bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda verständigen sich die deutschen Bischöfe im September final auf ein einheitliches Verfahren zur Anerkennung des Leides von Missbrauchsopfern in der katholischen Kirche. Ab dem 1. Januar 2021 soll sich die Leistungshöhe demnach an Urteilen staatlicher Gerichte zu Schmerzensgeldern orientieren. Daraus ergibt sich laut dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ein Leistungsrahmen von bis zu 50.000 Euro; zusätzlich können Betroffene, wie auch jetzt schon, Kosten für Therapie- oder Paarberatung erstattet bekommen. Weitere Themen der wegen Corona nur verkürzt stattfindenden Vollversammlung sind der Synodale Weg, die Vatikan-Instruktion zu Pfarreireformen sowie die jüngsten Kirchenaustrittszahlen.
4. Oktober: Papst veröffentlicht Sozialenzyklika "Fratelli tutti"
Mit einem eindringlichen Plädoyer für Geschwisterlichkeit und Freundschaft über alle Grenzen hinweg wendet sich Papst Franziskus am 4. Oktober in seiner neuen Enzyklika "Fratelli tutti" an die Menschheit. In dem Lehrschreiben mahnt er zu einer Abkehr von Egoismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Nur so ließen sich die Folgen der Corona-Pandemie und globale Herausforderungen wie soziale Ungleichheit und Migration bewältigen. Sein Schreiben richtet der 83-jährige Pontifex ausdrücklich an "alle Menschen guten Willens" unabhängig von ihrem Glauben. Die Anregung zu dem Text erhielt Franziskus nach eigenem Bekunden auch durch den ägyptischen Großimam Ahmad Al-Tayyeb, einen führenden Islam-Gelehrten. In dem 287 Artikel umfassenden Text wirbt der Papst dafür, nach dem Vorbild des heiligen Franziskus andere Menschen unabhängig von Herkunft oder sozialer Zugehörigkeit in freundschaftlicher Offenheit "anzuerkennen, wertzuschätzen und zu lieben". Wer meine, die globalen Probleme nach der Corona-Krise mit den alten Systemen lösen zu können, sei "auf dem Holzweg". Die internationalen Reaktionen auf das Schreiben fallen positiv aus. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, etwa sieht die Enzyklika als "Weckruf" an. Das Lehrschreiben sei "ein eindringlicher Appell für weltweite Solidarität und internationale Zusammenarbeit".
Oktober/November: Debatte um Kölner Missbrauchsstudie
Im Dezember 2018 hatte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bei einer Münchner Anwaltskanzlei ein Gutachten in Auftrag gegeben, das den Umgang von Verantwortlichen im Erzbistum Köln mit Missbrauchsfällen untersuchen sollte. Doch statt die versprochene Aufklärung zu liefern, entwickelt sich das Gutachten im Jahr 2020 für das Erzbistum zu einem Desaster: Wird die für den 12. März angekündigte Veröffentlichung des Papiers wegen offener rechtlicher Fragen zunächst nur verschoben, stoppt das Erzbistum die Veröffentlichung am 30. Oktober schließlich ganz und beauftragt stattdessen ein neues Gutachten. Das Erzbistum und Kardinal Woelki geraten daraufhin scharf in die Kritik. Unter anderem werden von mehreren Medien einzelne Missbrauchsfälle aus der Erzdiözese öffentlich gemacht und Vorwürfe gegen den verstorbenen Kardinal Joachim Meisner, Kardinal Woelki und den ehemaligen Generalvikar und heutigen Weihbischof Dominikus Schwaderlapp erhoben. Parallel wird am 12. November ein von der gleichen Münchner Anwaltskanzlei erstelltes Gutachten zum Missbrauch im Bistum Aaachen veröffentlicht. Das Papier belastet unter anderem Altbischof Heinrich Mussinghoff und seinen früheren Generalvikar Manfred von Holtum und bescheinigt ihnen eine "unverdiente Milde" gegenüber des Missbrauchs verdächtigten und verurteilten Geistlichen.
28. November: Konsistorium im Vatikan
Unter den Beschränkungen der Corona-Pandemie erhebt Papst Franziskus am 28. November im Petersdom 13 Kirchenmänner zu Kardinälen. Zu den neuen Purpurträgern gehören der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa, Washingtons Erzbischof Wilton Gregory und der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Bischof Marcello Semeraro – aber erneut kein Deutscher. Erstmals in der Geschichte werden bei der Zeremonie zwei Geistliche über das Internet zu Kardinälen erhoben: Weil die Bischöfe Cornelius Sim aus Brunei und Jose Fuerte Advincula von den Philippinen aufgrund der Pandemie nicht nach Rom reisen konnten, nehmen sie per Videoschalte an dem Gottesdienst teil. Nach der Zeremonie statten die im Vatikan versammelten Neu-Kardinäle gemeinsam mit Franziskus dem emeritierten Papst Benedikt XVI. (2005-2013) im Kloster "Mater ecclesiae" einen Besuch ab.