Diözese Würzburg steht vor massiven Einschnitten

Bischof Jung: Bistumshaushalt befindet sich in gefährlicher Schieflage

Veröffentlicht am 10.12.2020 um 12:59 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Der Rotstift im Bistum Würzburg ist dick: Bildungshäuser sollen geschlossen, Personal abgebaut werden. Verantwortliche sehen ihre Diözese als Sanierungsfall, bei dem Corona die Lage noch verschärft.

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Das Bistum Würzburg steht vor einem drastischen Sparkurs, der auch vor Institutionen der katholischen Kirche in Deutschland nicht halt macht: Das Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg, traditioneller Tagungsort der 27 Diözesanbischöfe beim Ständigen Rat, steht zur Disposition - so wie eine weitere Einrichtung. Vier Tagungshäuser gibt das Bistum ganz auf. Und auch das Personal in Verwaltung und Seelsorge soll deutlich weniger werden. Das alles ist alternativlos, diesen Eindruck vermitteln die Verantwortlichen, an erster Stelle Bischof Franz Jung.

"Der Haushalt des Bistums befindet sich in einer gefährlichen Schieflage", sagt Jung am Donnerstag. Die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs stehe "auf äußerst wackeligen Beinen". Dass nun so schnell und radikal gespart werden muss, dafür macht der Bischof die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einnahmeausfälle bei der Kirchensteuer verantwortlich. Im laufenden Jahr rechnet das Bistum mit bis zu 15 Millionen Euro weniger, 2021 sogar mit 20 Millionen Euro.

Schuld ist nicht allein das Virus

Doch Jung und die anderen Verantwortlichen schieben die Misere nicht allein auf das Virus. Schon bei seinem Amtsantritt als Bischof vor zwei Jahren sei ihm klar gewesen, dass der Haushalt auf äußerste Kante genäht sei, erklärt er. Und Jung räumt ein, dass die Vorstellung der Sparmaßnahmen kurz vor Weihnachten "zur Unzeit" komme. "Das bedrückt auch mich als Bischof", sagt er. Doch: "Mir ist es in dieser Situation wichtig, lieber die Sachverhalte klar zu benennen als Erwartungen zu wecken, die nicht einzulösen sind."

Wirklich unerwartet kommt der Sparkurs nicht. Schon in den vergangenen Wochen hatte sich abgezeichnet, dass unangenehme Entscheidungen anstehen. Bistums-Mitarbeiter sprachen davon, dass jede Briefmarke derzeit umgedreht werden müsse. Die Caritas in Form ihrer Vertreterversammlung kritisierte die geplanten Kürzungen. Statt der beantragten 21 Millionen Euro wird der katholische Wohlfahrtsverband nur 17,5 Millionen Euro bekommen. Der Diözesanrat der Katholiken monierte eine Besetzungssperre in der Hauptabteilung Seelsorge.

Jürgen Vorndran
Bild: ©Bistum Würzburg/Markus Hauck

Generalvikar Jürgen Vorndran.

Am Donnerstag lässt Finanzdirektor Sven Kunkel Zahlen sprechen: 40,7 Millionen Euro Fehlbetrag beim Bistum im Jahr 2019, gut 25 Millionen mehr als geplant. Dem Bischöflichen Stuhl fehlen weitere rund 20 Millionen Euro, weil die Rückstellungen für Priesterpensionen aufgrund anhaltender Niedrigzinsen aufgestockt werden mussten.

In den vergangenen Jahren lagen sowohl Bauzuschüsse als auch Personalkosten beim Jahresabschluss deutlich über den Haushaltsansätzen. Ebenso verhielt es sich beim Etatvolumen. Zweistellige Millionenbeträge mussten aus den Rücklagen entnommen werden, um Defizite zu decken. Trotzdem formuliert der Bischof ein "sehr ambitioniertes" Ziel. Bis 2025 soll der Haushalt wieder ausgeglichen sein. Dazu seien aber noch größere Anstrengungen erforderlich.

Radikaler Einschnitt

Dazu zählt nun der radikale Einschnitt bei den bisher zehn Bildungs- und Tagungshäusern. Nur vier sollen bei der Diözese verbleiben, vier andere müssen neue Träger finden, sonst droht zeitnah die Schließung. Wer sie übernehmen könnte, dazu kann Generalvikar Jürgen Vorndran noch keine Angaben machen. Auch die nötigen Kooperationspartner für das Exerzitienhaus Himmelspforten und das Jugendhaus St. Kilian in Miltenberg gibt es noch nicht. Bis Ende 2021 braucht es sie, sonst droht auch ihnen die Schließung.

Betroffen davon sind laut Vorndran rund 100 Beschäftigte. Sie sollen entweder von den noch zu findenden neuen Betreibern übernommen werden, woanders in der Diözese arbeiten oder in den Vorruhestand gehen. Auch betriebsbedingte Kündigungen schloss der Generalvikar nicht aus. Doch auch das Personal in Verwaltung und Seelsorge wird abgebaut, eine Besetzungssperre soll dabei helfen. Ausgenommen ist nur der Bereich Jugend.

Deutlich wurde aber auch, dass das alles noch nicht reicht. Der Immobilienbestand werde deutlich reduziert, sagt der Generalvikar. Der Bischof will stärker Schwerpunkte setzen und dafür andere Dinge nicht mehr finanzieren. Weitere Sparrunden stehen also bevor - und damit auch unruhige Zeiten in der fränkischen Diözese.

Von Christian Wölfel (KNA)