Jens Spahn: Hadere mit der Kirche und ihrer Sexualmoral
Jens Spahn (40), Bundesgesundheitsminister und Katholik aus dem Münsterland, hadert mit der katholischen Kirche und ihrer Sexualmoral. Austreten würde er aber nicht. "Die Kirche ist ein Teil von mir, auch wenn sie mich manchmal ärgert", sagte er dem Magazin "Focus" (Samstag).
Gerade der Versuch, die Sexualität einer strikten Moralvorstellung zu unterwerfen oder sie gar zu tabuisieren, passt nicht zu meinem religiösen Selbstverständnis", sagte Spahn. Mit diesen Regeln habe er sich nie anfreunden können. "Als schwuler Mann steht man mit der Kirche leider oft in einem Konflikt", so der CDU-Politiker, der seit drei Jahren mit einem Mann verheiratet ist.
Segen sollte möglich sein
Die Tatsache, dass sich nach seiner standesamtlichen Trauung im Jahr 2017 kein katholischer Pfarrer für einen Segen fand, habe ihn verletzt. Damit werde Homosexuellen signalisiert: Ihr seid nicht so gewollt, wir ihr geschaffen seid. "Immerhin segnet die Kirche auch Motorräder und Hamster. Da sollte es eigentlich möglich sein, zwei Menschen zu segnen, die sich versprechen, lebenslang füreinander da zu sein." Mittlerweile hätten er und sein Mann aber jemanden gefunden, der sie segnet.
Auf die Frage, ob er an ein Leben nach dem Tod glaube, sagte der 40-Jährige, der in einer sehr katholischen Region aufwuchs und sich in katholischen Verbänden engagierte: "Mein Glaube macht mich zuversichtlich, dass nach dem Leben noch etwas kommt. Das gibt mir innere Ruhe. Trotzdem hadere ich immer wieder mit dem Tod."
Aus Sicht des Ministers steht die katholische Kirche vor wichtigen Entscheidungen über ihre Zukunft. Nach seiner Einschätzung wenden sich viele Katholiken nicht vom Glauben ab, sondern von ihrer Kirche. "Eine Kirche, die im Jahr 2020 keine Frauen im Priesteramt zulässt oder Ehepaaren den Segen verwehrt, macht es vielen Mitgliedern schwer, ihr zu folgen. Auch der Umgang mit den Missbrauchsfällen hat viel kaputt gemacht." (KNA)