Nach Schließung von Buchhandlung: Bistum wehrt sich gegen Vorwürfe
Das Bistum Dresden-Meißen wehrt sich gegen den Vorwurf, Schuld an der zum Jahreswechsel erfolgten Schließung der traditionsreichen Dresdner St.-Benno-Buchhandlung zu sein. "Ausgangspunkt des Geschäftsschlusses war die einseitige Kündigung des Mietvertrages durch die Geschäftsführerin der St.-Benno-Buchhandlung im September 2020", erklärte das Bistum am Montag. Wenige Tage zuvor hatte die Diözese in einer ersten Stellungnahme zudem bereits mitgeteilt, dass die Kündigung der Geschäftsräume aus Sicht des Bistums eine persönliche und unternehmerische Entscheidung der Eigentümerin sei, die respektiert werden müsse.
Das Bistum reagierte mit seiner Erklärung auf öffentliche Äußerungen der Geschäftsführerin sowie Medienberichte über die Schließung der Buchhandlung. Die Diözese war dabei als Vermieterin der Verkaufsräume im "Haus der Kathedrale" in der Dresdner Altstadt in einem wenig positiven Licht erschienen. Verbreitet wurde vor allem die Botschaft, dass das Bistum der Buchhandlung bei der Frage der Mietkonditionen nicht genug entgegengekommen sei. In einem Facebook-Beitrag postete die Buchhandlung am 29. Dezember etwa das Bild eines Aushangs am Fenster des Ladenlokals. Darauf stand: "Leider konnten wir auch in einer letzten Verhandlungsrunde mit unserem Vermieter keinen Kompromiss finden. Wir wünschen dem Bistum Dresden-Meißen für die Zukunft alles Gute und einen finanzstarken Nachmieter."
Bistum: Haben Buchhandlung zusätzliche Unterstützung angeboten
Das Bistum betonte nun, dass man der Buchhandlung bei Verhandlungen im Herbst zusätzliche Unterstützung signalisiert habe – ungeachtet der Tatsache, dass bereits der seit 2004 unverändert geltende Mietzins von 25,60 Euro pro Quadratmeter "deutlich unterhalb der ortsüblichen Mieten" gelegen habe. Konkret habe man nach einer Prüfung der vorgelegten Jahresabschlüsse des Buchladens einen neuen Mietvertrag angeboten, der rückwirkend zum 1. April 2020 und bis zum 31. Dezember 2023 von Mieten in der von der Geschäftsführerin vorgeschlagenen Höhe von 17,50 Euro ausgegangen sei. Diese Miete hätte um eine – ebenfalls von der Unternehmerin vorgeschlagene – umsatzabhängige Komponente ergänzt werden sollen. "Dissens gab es lediglich zur Frage, in welcher Höhe zusätzliche Gewinne im Unternehmen verbleiben bzw. als Miete gezahlt werden sollen", so das Bistum.
Die Diözese wies zudem darauf hin, dass man die Miete angesichts der Corona-Krise bereits seit April 2020 gestundet habe. Zudem sei angesichts aktueller Baumaßnahmen am "Haus der Kathedrale" ein deutlicher Mieterlass in Aussicht gestellt worden, wenn die Buchhandlung "Informationen zum Umsatzausfall, zur Kostenentwicklung sowie zu den in Anspruch genommenen staatlichen Corona-Kompensationen" vorgelegt hätte. "In Verantwortung dem Kirchensteuerzahler gegenüber kann die Voraussetzung für eine Besserstellung nur der Nachweis einer tatsächlichen Bedürftigkeit sein. Dies gilt umso mehr, da das Bistum Dresden-Meißen aktuell einen stark defizitären Haushalt aufweist", so das Bistum.
Buchhandlung wurde 1925 in Bautzen gegründet
Gegenüber der Wochenzeitung "Die Tagespost" hatte Geschäftsführerin Christiane Königsmann vor wenigen Tagen behauptet, dass die diskutierte Umsatzbeteiligung sogar eine Mieterhöhung bedeutet hätte. Zudem sei auch mit Blick auf die baulichen Mängel am Haus keine Einigung in Sicht gewesen. Branchenberater hätten ihr schließlich vom Vertragsangebot des Bistums abgeraten. "Dass das Bistum das Kompromissangebot nun als so entgegenkommend darstellt, ist aus meiner Sicht nicht richtig", so Königsmann.
Die St.-Benno-Buchhandlung war 1925 in Bautzen gegründet worden. 1955 zog sie nach Dresden um, wo sie sich zuletzt seit mehr als 20 Jahren im "Haus der Kathedrale" befand. Zum Sortiment des Ladens gehörten unter anderem theologische Werke, religiöse Bücher, Kalender, Devotionalien, Kerzen und Glückwunschkarten. Im Oktober – also noch vor den Verhandlungen über einen Weiterbetrieb des Ladens – hatte Dresdens Generalvikar Andreas Kutschke die bevorstehende Schließung als "Ende einer Ära" bezeichnet. Die Buchhandlung sei über Jahrzehnte für viele eine verlässliche Quelle für theologische Literatur, religiösen Bedarf, Bücher und das eine oder andere Gespräch über Gott und die Welt gewesen. (stz)