Internationales Bischofstreffen zur Solidarität mit Christen im Heiligen Land

Bischöfe sehen wenig Grund für Optimismus im Heiligen Land

Veröffentlicht am 21.01.2021 um 13:53 Uhr – Lesedauer: 

Jerusalem ‐ Es gebe "weniger Grund zum Optimismus" als "je zuvor in der jüngeren Geschichte": So lautet das Fazit der Bischöfe zur aktuellen Lage im Heiligen Land. Sie formulieren daher deutliche Forderungen an die israelischen und palästinensischen Führungen.

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Mit einem düsteren Blick auf die aktuelle Lage im Heiligen Land haben katholische Bischöfe aus Europa, Nordamerika und Südafrika das 21. "Internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" beendet. "In unserem Austausch ist uns schmerzlich bewusst geworden, dass es heute weniger Grund zum Optimismus gibt als je zuvor in der jüngeren Geschichte", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Abschlussdokument. Das jährliche Treffen fand wegen der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr erstmals virtuell statt.

Darin zeichnen die Bischöfe aus elf Bischofskonferenzen ein dunkles Bild der gegenwärtigen Lage im Heiligen Land. Die in der ganzen Welt spürbaren gesundheitlichen Herausforderungen von Covid-19 seien durch Konflikt, Besatzung und Abriegelung zusätzlich verschärft worden. Das Wegbleiben ausländischer Pilger habe wirtschaftliche Not, Arbeitslosigkeit und Armut verstärkt. "Der Mangel an sichtbaren politischen Fortschritten, die unverminderte Ausweitung der illegalen Siedlungen und die Signale, die vom israelischen Nationalstaatsgesetz ausgesendet werden, fördern die Erosion politischer Perspektiven für eine friedliche Zwei-Staaten-Lösung."

"Diese christlichen Einrichtungen sind von entscheidender Bedeutung"

Die Bischöfe betonen die "tiefe Verantwortung", trotz Schwierigkeiten in den eigenen Ländern die Mitchristen im Heiligen Land mit jeder möglichen Hilfe zu unterstützen. Kirchliche Einrichtungen seien Vorbilder für Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Frieden. "Diese christlichen Einrichtungen sind von entscheidender Bedeutung, um Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hintergründe zusammenzubringen und dem Gemeinwohl zu dienen."

Die Bischöfe forderten die israelischen und palästinensischen Führungen zu erneuten direkten Verhandlungen auf. Die Regierungen und politischen Führer in ihren jeweiligen Ländern riefen sie auf, sich für den Dialog, die Einhaltung internationalen Rechts und die Pluralität Jerusalems einzusetzen. Israel wiederum unterliege der moralischen, rechtlichen und humanitären Verantwortung, Impfungen gegen das neuartige Coronavirus allen Palästinensern im Westjordanland sowie im Gazastreifen zugänglich zu machen. Dafür müsse die internationale Gemeinschaft Israel in die Verantwortung nehmen.

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Das "Internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" findet seit 1998 jeweils im Januar im Auftrag des Heiligen Stuhls und auf Einladung der katholischen Bischöfe des Heiligen Landes statt. Die Deutsche Bischofskonferenz wurde erneut durch den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche, Weihbischof Udo Bentz (Mainz), vertreten.

Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) betonte Bentz, die Auswirkungen der Corona-Pandemie könnten die bestehenden Ungleichheiten zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten noch zusätzlich vertiefen. Bentz verwies auf die Worte von Papst Franziskus, der angesichts einer Pandemie, die keine Grenzen kenne, davor gewarnt hatte, bei deren Bekämpfung Grenzen oder Mauern aufzubauen. Gerade bei der Impfsituation jedoch würden die Unterschiede deutlich. "Israel hat eine beeindruckende Impfstrategie, während die Bevölkerung der palästinensischen Gebiete in einer ganz anderen Situation ist", so Bentz. Diese Ungleichheit vertiefe Gräben und schaffe neue Schwierigkeiten.

Christen durch Abbruch des Pilgerwesens hart getroffen

Christen sieht Bentz insbesondere durch den "jähen Abbruch" des Tourismus und Pilgerwesens hart getroffen, da sie überdurchschnittlich in diesen Arbeitsfeldern beschäftigt seien und dort in den letzten Jahren stark investiert hätten.

Gleichzeitig werde in der Krise vor allem im Gazastreifen die enorme Leistung von Christen etwa im medizinischen Bereich deutlich. Die wenigen Christen könnten so in ihrem Engagement Hoffnungsträger für das Ganze, für den sozialen Zusammenhalt sein. (cbr/KNA)