Expertin: Jugendliche beschäftigen sich online auch mit Glaubensthemen
Jugendliche in Österreich beschäftigen sich nach ersten Erkenntnissen eines Forschungsprojekts auch im Internet und in den sozialen Netzwerken mit religiösen Themen. "Was es offline gibt, spiegelt sich online wider" und dazu gehöre selbstverständlich die Beschäftigung mit dem Glauben, sagte Projektleiterin Astrid Mattes am Donnerstag im Kirchenpodcast "Studio Omega" in Wien. Die Politik- und Religionswissenschaftlerin kündigte eine umfassende Auswertung der noch laufenden Studie mit dem Titel "Young Believers Online" – kurz "YouBeOn" – der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für 2022 an.
"Wir schauen uns an, wie religiöse Jugendliche sich in digitalen Räumen, aber auch in einer diversen Stadt – konkret in Wien – verhalten und wo sie sagen: 'Da fühle ich mich zugehörig'", so Mattes weiter. In einer überwiegend säkularen Gesellschaft sei Religion "ein heikles Thema". Jugendliche, die ein religiöses Leben führen möchten, "sind damit konfrontiert, dass ein großer Teil der Menschen das nicht tut". Bei vielen komme noch hinzu, dass sie aufgrund ihres Migrationshintergrundes zu einer religiösen Minderheit in einer säkularen Gesellschaft gehörten. "Onlineräume sind ein ganz guter Ort, um das auszuhandeln, weil Jugendliche da auch Autoritäten werden können", so Mattes.
Jugendliche übernehmen Informationen aus dem Internet nicht unreflektiert
Schon zu Beginn des Projektes habe sich gezeigt, dass Jugendliche keineswegs alle Informationen im Internet zum Thema Religion unreflektiert übernehmen würden. "Junge Menschen gehen differenziert vor und überlegen sich gut, was sie online glauben und was nicht", sagte Mattes. Gerade Vertreter konservativer Tendenzen aus vielen Religionen seien online stark vertreten. Dabei handele es sich "um Positionen, die sehr engstirnige Gesellschaftsbilder vertreten". Der Überzeugungsgrad dieser Personen für ihren Glauben sei sehr hoch, weshalb sie online aktiver seien als andere religiöse Menschen. So gebe es auch Bemühungen um Mission in den sozialen Netzwerken.
Zahlreiche Akteure der katholischen Kirche seien bereits im Internet sehr aktiv vertreten, wie etwa Papst Franziskus, so Mattes. Eine Herausforderung sei es, dass kirchliche Würdenträger nicht einfach aus ihrem Alltag erzählen könnten. "Das würde dem Selbstverständnis des religiösen Amtes nicht entsprechen." Doch es gebe in Österreich christliche Influencer, die näher an der Lebenswelt der Jugendlichen seien: Etwa der rappende Franziskanermönch Sandesh Manuel oder die evangelische Pfarrerin Julia Schnizlein. Auf muslimischer Seite gebe es viele Bloggerinnen wie die Fotografin Asma Aiad, für die etwa religiöse Kleidung und das Kopftuch ein großes Thema seien. (rom)