Puff macht neuen Vorschlag für Pfarrei-Reform im Erzbistum Köln
In der Debatte um die Pfarrei-Reform im Erzbistum Köln hat Weihbischof Ansgar Puff ein alternatives Modell zu den bisherigen Plänen vorgestellt. "Der Unterschied besteht darin, dass die bisherigen Pfarrgemeinden solange selbstständig bleiben würden, als sie lebensfähig sind", sagte Puff am Donnerstag dem Kölner Online-Portal "domradio.de". "Was die kleinere Einheit pastoral allein tun kann, darf und soll sie alleine tun; was sie nur mit anderen gemeinsam tun kann, geschieht gemeinsam." Eine von Kardinal Rainer Maria Woelki eingesetzte Steuerungsgruppe sowie Experten sollen nun eine Vergleichbarkeit zwischen den Modellen herstellen. Im Juni werde der Diözesanpastoralrat über die Vorschläge beraten.
Derzeit gibt es im Erzbistum Köln rund 500 Pfarreien, die in 180 je von einem Pastoralteam geleiteten Seelsorgebereichen organisiert sind. Wegen sinkender Mitglieder- und Priesterzahlen will die Erzdiözese umstrukturieren. Einem ersten Vorschlag zufolge, der federführend im Generalvikariat erarbeitet wurde, soll es bis 2030 nur noch 50 bis 60 Großpfarreien mit jeweils mehreren Gemeinden geben.
Kritiker befürchten einen Vertrauensverlust, wenn die Selbstständigkeit der Kirchen vor Ort aufgegeben wird. Manche sprechen zudem von "Enteignung" des Pfarreivermögens. Woelki beauftragte daher eine Arbeitsgruppe um Puff, eine Alternative zu erarbeiten.
"Dynamische Sendungsräume"
Der neue Vorschlag sieht "dynamische Sendungsräume" vor, wie der Weihbischof erklärte. Auch hier würden sich die Pfarreien zu 50 bis 60 größeren Einheiten zusammenschließen, die von einem Pfarrer mit seinem Team geleitet würden. Wie im ersten Modell gebe es einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat und zusätzlich einen Kirchengemeindeverband für gemeinsame Verwaltungsentscheidungen. "Es gibt aber auch die Kirchenvorstände vor Ort, die sich um Belange vor Ort kümmern", so Puff. "Welche Aufgaben im Kirchengemeindeverband und welche Aufgaben im Kirchenvorstand erledigt werden, soll eine noch zu schaffende Satzung klären."
Der Vorschlag betont die Selbstständigkeit der Pfarreien. Laut Puff sollen aber Kriterien festgelegt werden, wann eine Pfarrei nicht mehr lebensfähig ist und mit einer Nachbarpfarrei zu fusionieren hat. Zudem würden die Gelder des Erzbistums nicht direkt in die Pfarreien, sondern in die Kirchengemeindeverbände fließen, die die Mittel dann weiter verteilen.
Ursprünglich sollte der Diözesanpastoralrat als oberstes Beratungsgremium Woelks bereits am vergangenen Wochenende zu weiteren Beratungen zusammentreten. Die geplante Sondersitzung wurde jedoch verschoben, wie aus einem Brief von Generalvikar Markus Hofmann an die Mitglieder des Gremiums hervorging. Zur Begründung verwies Hofmann auf viele Stimmen, wonach es für das Thema mehr Zeit brauche. Die Laien-Vertretung im Erzbistum Köln kritisierte die Absage des Treffens. Die Bistumsleitung hätte die Gelegenheit nutzen sollen, der Verärgerung über die Pfarrei-Reform und die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals breiten Raum zu geben, sagte der Diözesanrats-Vorsitzende Tim Kurzbach. (tmg/KNA)