Bode: Auch meine Amtszeit wird Teil der Missbrauchsaufarbeitung sein
Bei der Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum setzt der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode auf Transparenz. Dabei müssten auch Verantwortliche benannt werden, sagte er im Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). Dass dies zum Beispiel im Bistum Aachen geschehen sei, finde er richtig. Man müsse dabei natürlich schauen, inwieweit diese Personen auch Stellung dazu nehmen könnten.
Bode sagte weiter, er wünsche sich, dass die Aufarbeitung im Bistum innerhalb von etwa zwei Jahren geschafft sei. Nach Corona-bedingten Verzögerungen solle sie in den nächsten Wochen beginnen - in Zusammenarbeit mit dem Bistum Hildesheim und dem Erzbistum Hamburg. Externe Fachleute könnten dabei "unsere eigenen Voruntersuchungen zur Kenntnis nehmen, aber auch völlig unabhängig davon Zugriff auf alle Akten haben und ihre eigenen Schlüsse ziehen".
"Man kann aber auch nicht nur von seinen Vorgängern reden", betonte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz weiter: "Ich bin jetzt seit 25 Jahren Bischof - und als Weihbischof fünf Jahre vorher in der Personalkonferenz in Paderborn - auch meine Amtszeit wird Teil dieser Aufarbeitung sein. Aber ich sehe: Es hat keinen Sinn, die Wahrheit in irgendeiner Weise zu umgehen. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen, das kann nur schiefgehen."
"Vielleicht sogar jemanden von außen bewerten lassen"
Auf die Frage, ob er vermute, dass neue Dinge aufgedeckt würden, die für ihn problematisch sein könnten, sagte der Bischof: "Ich sehe momentan nicht, was das sein könnte. Aber wenn es so wäre, müssen wir damit umgehen." Sollten sich neue Gesichtspunkte ergeben, müsse man sehen, was passiere und "vielleicht sogar jemanden von außen bewerten lassen". Bode ergänzte: "Wir haben die Gruppe zum Umgang mit Tätern, an deren Votum ich mich binde. Das wäre für den Bischof selbst vielleicht etwas schwieriger, wenn die eigene Gruppe in diesem Zusammenhang etwas entscheidet. Aber eine Bewertung würde ich nicht aus Rom anfordern, sondern es vor Ort klären lassen. Ich erwarte aber nicht, dass das passiert. Das würde mich schon sehr überraschen."
Auf die Frage, ob er mit Blick auf hohe Kirchenaustrittszahlen in Köln ähnliches für Osnabrück im Zuge der Aufarbeitung befürchte, sagte Bode: "Das hängt von der Veröffentlichung ab. Wo die Aufarbeitung überzeugt, wie in Aachen und Münster, wird das nicht so massiv sein. Natürlich werden sich Einzelne an schlimme Dinge erinnert fühlen. Was die Öffentlichkeit aber am wenigsten akzeptiert, ist, wenn man nicht zu einer Schuld steht."
Das Bistum Aachen hatte im November sein Missbrauchsgutachten veröffentlicht, in dem deutlich das Fehlverhalten früherer Bischöfe und Generalvikare benannt wurde. Das Bistum Münster stellte Anfang Dezember die Zwischenergebnisse seiner Missbrauchsuntersuchungen vor und nannte ebenfalls namentlich Bischöfe, denen Leitungsversagen vorgeworfen wird. In der Kritik steht dagegen seit Wochen das Erzbistum Köln, weil es ein erstes Missbrauchsgutachten aufgrund "methodischer Mängel" nicht veröffentlicht hatte und ein zweites Gutachten in Auftrag gab. (tmg/KNA)