"Maria 2.0": Wir wissen nicht, warum sich Vatikan mit uns beschäftigt
Die Bewegung "Maria 2.0" hat nach eigenen Angaben keine Kenntnis davon, ob sich die vatikanische Glaubenskongregation tatsächlich mit ihr beschäftigt. "Wir waren sehr überrascht über den Zeitungsartikel, der das behauptet hat", sagte Mit-Initiatorin Lisa Kötter am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de. Am Mittwoch hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet, dass sich der Vatikan aufgrund des Protests der Frauen für die Veröffentlichung des Kölner Missbrauchsgutachtens mit "Maria 2.0" befasse.
Im November hatte etwa ein Dutzend Aktivistinnen der Bewegung mit einem "Beichtmobil" vor dem Kölner Dom gegen den Umgang der Leitung des Erzbistums Köln mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen demonstriert. Das Erzbistum Köln dementierte gegenüber der FAZ, dass Kardinal Rainer Maria Woelki selbst die Bewegung nach Rom gemeldet habe. Eine mögliche Erklärung für das Interesse des Vatikan an "Maria 2.0" könne daher eine Anzeige aus "rechtskatholischen Kreisen" sein, vermutet Kötter.
Der Brief an den Vatikan als Auslöser?
Nach Ansicht der Sprecherin der Kölner Gruppe von "Maria 2.0", Maria Mesrian, könnte die Beobachtung durch den Vatikan aber auch mit dem Brief zusammenhängen, den die Frauen aus dem Rheinland im Januar an Papst Franziskus geschrieben haben. Darin hatte die Protestbewegung aufgrund der öffentlichen Kritik an der Missbrauchsaufarbeitung in Köln um die Visitationsreise eines Vatikanvertreters in das Erzbistum gebeten. "Aber das ist doch eine positive Initiative gewesen, die nicht erklärt, warum wir vom Vatikan beobachtet werden sollten", sagte Mesrian gegenüber katholisch.de.
Die beiden Frauen von "Maria 2.0" nehmen die Berichterstattung über das Interesse des Vatikan an der Bewegung jedoch mit Humor. "Von der Nachfolgebehörde der Heiligen Inquisition beobachtet zu werden ist doch irgendwie auch eine Auszeichnung", so Mesrian. Kötter sagte: "Bei uns hat niemand Angst vor einer Exkommunikation."
Unterdessen solidarisierte sich die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) mit "Maria 2.0". Es könne nicht sein, dass kirchliche Reforminitiativen, "die sich aufgrund der ungleichen Behandlung von Frauen und Männern engagieren und Missstände aufzeigen, ein Fall für Rom werden", sagte die kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil am Donnerstag. "Es geht uns darum, dass Frauen in der Kirche endlich gleichberechtigt sind. Wir alle engagieren uns, weil uns unser Glaube und die Zukunft der Kirche sehr wichtig sind." Frauen ließen sich in der Kirche nicht den Mund verbieten. Sie frage sich zudem mit Blick auf den Vatikan und das Erzbistum Köln, "wovor die Vertreter der Amtskirche Angst" hätten, so Heil.
Die Protestbewegung "Maria 2.0" ist 2019 in Münster entstanden und fordert eine geschlechtergerechte Kirche sowie eine rückhaltlose Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Eine Woche lang führten die Frauen im Mai vor zwei Jahren einen Kirchenstreik durch, um auf die von ihnen kritisierten Missstände hinzuweisen. (rom)
4.2., 12:30 Uhr: Ergänzt um Statement von Heil.