Von der Wirklichkeitsnähe des Evangeliums
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Impuls von Schwester Johanna Domek
Worte und Wirken Jesu gelten immer der Wirklichkeit. Sie sprechen von mehr als ihr, aber immer knüpfen sie daran an. Sie öffnen das reale Leben – seine Themen und Grenzen – verweisen uns im konkret Wichtigen auf zentral Wichtiges. Sie verbinden Menschen neu mit Gott als Quelle und Ziel des Lebens, zeigen ihm, wie er leben kann.
Immer ist wunderbar, was geschehen kann, wenn einer sich Jesu Wort und Wirken nahekommen lässt, sei es bei dem Aussätzigen, im heutigen Text, sei es bei der kranken Schwiegermutter des Petrus, beim Nachtgespräch des Nikodemus oder dem Hauptmann unter dem Kreuz, an dem Jesus starb.
Immer ist es wunderbar, manchmal ein Wunder. Damals war das so, in allen Generationen seitdem war das so. Bis heute ist das so. Wort und Wirken Jesu betreffen immer neu den Menschen in seiner Wirklichkeit.
Der an Aussatz erkrankte Mann bringt seine Not und Hoffnung zu Jesus. Die Krankheit hat sein ganzes Leben verändert, ihn zum Ausgegrenzten gemacht. Das ist die Wirklichkeit, in der er Hilfe sucht, in die hinein das Evangelium wahr wird. Mit welcher Wirklichkeit komme ich zu Jesus? Wo wird es für mich brennend aktuell?
Als ich diesen Text in meine und unsere Wirklichkeit hinein las, waren es zwei Wörter, die besonders brannten. Das eine war "berühren", das andere "Sieh, dass du niemandem etwas sagst". Beide Wirklichkeiten, an die sie heute anknüpfen, stehen erst einmal konträr zu denen dieses Mannes von damals.
Das ist einmal die Pandemie durch ein Virus ausgelöst, weltweit bedrohlich ansteckend, mit Einschränkungen und Kontaktverboten. Nähe und Dichte sind nicht ratsam. Das sind zum anderen die aus menschlichen Abgründen aufgetauchten verschwiegenen Wirklichkeiten des Missbrauchs und der verschweigende Umgang mit ihnen auch im Raum der Kirche, die einhergehen mit einem großen und tiefgehenden Verlust an Vertrauen.
Wenn Jesus sagt: "Redet mit keinem, sagt es bloß nicht weiter", geht es oft darum, Ruhm und oberflächliche Bewunderung zu vermeiden, die ablenken von dem, worum es ihm geht in allem Begegnen und Verkündigen. Es geht ihm nie darum, Leid und Sünde zu verschweigen.
Wenn Jesus berührt, schlägt er keine Wunden, sondern berührt heilend die Wunde des Menschen. Wie groß ist der Gegensatz zum ungebührlichen, verwundenden Berühren, dessen finsteres, gewalttätiges Vorkommen im Raum des Heiligen, in der menschlichen Kirche, wie auch jedes verdunkelnde, sich verstrickende Umgehen damit, uns entsetzt. Aber der Weg, der aus sündigem, egoistischem Berühren herausführt, ist in keiner Hinsicht das Nicht-Berühren, sondern das ehrfürchtige, gütige, ehrliche Berühren.
Unübersehbar: Ich bin nicht Jesus, wir sind nicht Jesus, die Kirche, die sich da zeigt, ist nicht Jesus. Aber auch ich, wir, die Kirche von heute, leben aus dem, was er sagt und wirkt, leben aus der Berührung durch sein Wort und Wirken, die immer möglich ist und unser Stehen in der Wirklichkeit und unser Umgehen mit ihr heilen und verändern kann, - damals wie heute. In einer Übersetzung von Psalm 17 heißt es: "Wirke an uns das Wunder deiner Liebe."
Evangelium nach Markus (Mk 1,40–45)
In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen.
Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will - werde rein! Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.
Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat - ihnen zum Zeugnis.
Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.