Katholikenrat fordert Transparenz bei Missbrauchsaufarbeitung

Nach Ausstieg bei Bistumsreform: Mainzer unterstützen Kölner Laien

Veröffentlicht am 12.02.2021 um 12:25 Uhr – Lesedauer: 

Mainz/Köln ‐ Ein Diözesanrat distanziert sich von seinem eigenen Bischof – was im Erzbistum Köln passierte, ist mehr als ungewöhnlich. Rückendeckung erhalten die Kölner Laien nun aus Mainz – der Katholikenrat fordert Transparenz in der Missbrauchsaufarbeitung.

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Der Katholikenrat im Bistum Mainz solidarisiert sich mit dem Kölner Diözesanrat nach dessen Aufkündigung, am bistumsinternen Reformprojekt “Pastoraler Zukunftsweg” mitzuarbeiten. Der Sprecher des Mainzer Katholikenrats Patrick Landua betonte in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung, dass die Kirche gegenwärtig vor allem Glaubwürdigkeit brauche. Die Kölner Vorgänge beschäftigten Menschen weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus. Der Schritt des Kölner Diözesanrats, öffentlich ein Zeichen zu setzen und die Mitarbeit am "Pastoralen Zukunftsweg" einzustellen, sei konsequent, so Landua. Dem Diözesanrat wünsche er "einen langen Atem, konstruktive Gespräche zum Wohl der Menschen im Erz-Bistum und Gottes Segen".

Für die Glaubwürdigkeit der Kirche brauche es "eine offene und ehrliche Grundhaltung auf allen Ebenen der Kirche". Dazu seien transparente und verbindliche Kommunikation unabdingbar. "Dies gilt für alle Bereiche – besonders für das sensible Feld der Aufarbeitung Sexualisierter Gewalt in der Kirche", betont Landua. In Mainz habe sich der Katholikenrat klar positioniert und bereits im November 2018 zu einer offenen und transparenten Aufarbeitung aufgerufen und appelliert, Lehren zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im Raum der Kirche zu ziehen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf habe das aufgegriffen und informiere das Laiengremium regelmäßig über die Arbeit von Aufarbeitungskommission, Präventions- und Interventionsstellen sowie den künftigen gemeinsamen Betroffenenbeirat der Diözesen Fulda, Limburg und Mainz.

Zusammenarbeit mit Kardinal Woelki ausgesetzt

Der Kölner Diözesanrat hatte Ende Januar auf seiner Vollversammlung seine Mitwirkung am von Kardinal Rainer Woelki initiierten Reformprojekt "Pastoraler Zukunftsweg" ausgesetzt und die Verantwortlichen in der Bistumsleitung aufgefordert, persönliche Konsequenzen zu ziehen aus Pflichtverletzungen und Verfehlungen im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs: "Übernehmen Sie Verantwortung, und verzögern Sie die Entscheidung darüber nicht länger auf die Klärung juristischer Fragestellungen nach Aktenlage. Warten Sie nicht, bis Rom entscheidet oder bis Rechtsgutachter Ihnen sagen, was Sie falsch gemacht haben", so die Stellungnahme des Laiengremiums. Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff, der selbst dem Gremium angehört, allerdings gegen die Anträge gestimmt hatte, äußerte Verständnis für die Beschlüsse.

Der Katholikenrat Mainz besteht aus gewählten Delegierten aus den Dekanaten, Verbänden und den muttersprachlichen Gemeinden des Bistums. Landua ist seit 2016 Sprecher des Gremiums. Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln besteht aus Vertretern der Dekanatsräte, der Verbände und von Klerikern. Zu den Aufgaben der Gremien gehört es, die Entwicklung im gesellschaftlichen, staatlichen und kirchlichen Leben zu beobachten und die Anliegen der Katholiken des Bistums in der Öffentlichkeit zu vertreten, so die Statuten. (fxn)