"Nicht nur gut für einen selbst": Feige betont Wert des Verzichts
Zum Beginn der Fastenzeit hat Magdeburgs Bischof Gerhard Feige den Wert des Verzichts betont. Verzicht tue nicht nur einem selbst gut, sondern habe wesentlich auch einen sozialen Bezug, drücke Barmherzigkeit und Solidarität aus und stehe im Zusammenhang mit dem Gemeinwohl“, schreibt Feige in einem Beitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Durch Verzicht erhebe sich der zivilisierte oder religiös motivierte Mensch über seine natürlichen Veranlagungen und wirke "richtig schöpferisch".
Feige betonte weiter, dass Verzicht häufig als Unwort gelte und nur dann widerwillig erlitten werde, wenn äußere Umstände dazu zwängen. "Eher erwartet man, in allen Lebensbereichen möglichst aus dem Vollen zu schöpfen, den Genuss sogar noch zu steigern und sich darin nicht einschränken zu lassen", so der Bischof wörtlich. Verzicht gehöre aber zum Leben. Das bedeute, Gewohntes zu hinterfragen und Abhängigkeiten aufzudecken, Mehreres abzuwägen und dann bewusst zu entscheiden, Freiheit auszuüben und Unsicherheiten zu ertragen.
Inzwischen sei die individuelle Tugend des Verzichts fast zu einer gesamtgesellschaftlichen Notwendigkeit geworden, so Feige weiter. Allerdings gehöre Mut dazu, sich auf sie einzulassen. "Dabei ist nicht Hochmut gemeint, sich etwa narzisstisch oder arrogant als etwas Besseres zu dünken und von anderen abzusetzen. Vielmehr geht es um wahre Demut, den – wie es das Althochdeutsche nahelegt – 'Mut zum Dienen'", betonte der Magdeburger Oberhirte. Dies aber bedeute nicht "zu kriechen", sondern sich und alle anderen Menschen zugleich als endliche und bescheidene wie auch würdevolle und freiheitliche Vernunftwesen zu begreifen und danach zu leben. (stz)