Priester wegen Missbrauchs verurteilt – Berufung zurückgezogen
Ein Urteil gegen einen Würzburger Diözesanpriester wegen sexuellen Missbrauchs einer Ministrantin ist rechtskräftig. Vor dem Landgericht Schweinfurt nahmen am Donnerstag sowohl der Geistliche als auch die Staatsanwaltschaft ihre Berufung gegen die Entscheidung des Amtsgerichts Bad Kissingen zurück, wie ein Justizsprecher bestätigte. Im August war der 43-Jährige wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in zwei Fällen zu einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe von 1.200 Euro verurteilt worden. Das Amtsgericht Bad Kissingen sah es als erwiesen an, dass er vor mehr als zehn Jahren als Kaplan eine damals zwölfjährige Ministrantin mindestens zwei Mal sexuell missbraucht hatte.
Bischof Jung bedauert Leid der Opfer zutiefst
Ein Sprecher des Bistums erklärte dazu, dass die Ausübung des priesterlichen Dienstes dem Geistlichen weiterhin verboten bleibe. Alle weiteren Maßnahmen der Diözese werde man im zusätzlichen kirchlichen Verfahren klären. Dieses läuft noch. "Im Namen der Diözese Würzburg bedauert Bischof Franz Jung zutiefst den sexuellen Missbrauch und das Leid des Opfers", so der Sprecher auf Anfrage. Vor einem Jahr hatte das Bistum den Fall öffentlich gemacht.
Die Anklage war eine Folge der bundesweiten Missbrauchsstudie der katholischen Kirche, die im Herbst 2018 vorgestellt wurde. Danach hatten die sieben bayerischen Bistümer die zugehörigen Akten zur Prüfung an die Staatsanwaltschaften gegeben. Es folgten 148 Vorermittlungs- und Ermittlungsverfahren, wie das bayerische Justizministerium auf eine Anfrage zweier Landtagsabgeordneten der Grünen erklärte. Einzig in dem Fall des Priesters aus dem Bistum Würzburg wurde Anklage erhoben - und nun das Urteil bestätigt.
Bei der 2018 veröffentlichten Untersuchung zu "Sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" hatten Wissenschaftler der Universitäten Mannheim, Heidelberg und Gießen bundesweit kirchliche Akten analysiert. Nach den Anfangsbuchstaben der Universitätsstandorte wird diese auch MHG-Studie genannt. Insgesamt fanden die Experten für die Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute in Deutschland. (tmg/KNA)