Wichtigste innerkirchliche Herausforderung sei Beteiligung von Frauen

Jesuit Langendörfer sieht Reformbedarf bei Bischofskonferenz

Veröffentlicht am 20.02.2021 um 13:34 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Knapp 25 Jahre lang war Pater Hans Langendörfer Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz. Aus seiner Sicht haben deren Strukturen Reformbedarf, sagte der Jesuit jetzt in einem Interview – und sieht dafür die EU als Beispiel.

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Jesuitenpater Hans Langendörfer sieht Reformbedarf bei den Strukturen der Deutschen Bischofskonferenz. "Bis heute ist in Haushaltsfragen Einstimmigkeit erforderlich. Früher war das oft auch ein Instrument der Knebelung, wo Bischöfe gesagt haben, entweder ihr macht das jetzt so oder ich stimme dagegen", sagte der langjährige Sekretär der Bischofskonferenz am Samstag in einem Interview des Kölner Portals "domradio.de". "Ich stelle mir vor, dass man in den verschiedensten Fragestellungen besser wie auch in der EU mit einer doppelten Mehrheit arbeitet oder andere Mechanismen findet, um aus diesen Blockaden rauszukommen."

Langendörfer war Anfang des Jahres in den Ruhestand gegangen. Übergangsweise übernahm Ulrich Pöner das Amt des Sekretärs. Die Bischöfe werden möglicherweise auf ihrer am Dienstag beginnenden virtuellen Frühjahrsvollversammlung einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Langendörfer wählen.

Wunsch, beim Thema Frauen Impulse in die Weltkirche zu geben

Zu den wichtigsten innerkirchlichen Herausforderungen zählt der Jesuit eine stärkere Beteiligung von Frauen. Hier sei ein Gesinnungswandel im Gange, der sich unter anderem in einer Mitarbeit von Frauen in vielen leitenden Positionen in der Kirche zeige. "Dann haben wir die lauten Stimmen der Frauenverbände und von Maria 2.0. Die helfen uns aber, dass wir das Thema nach vorne bringen", so Langendörfer. Er fügte hinzu: "Die Hälfte der Menschheit sind Frauen. Ich würde mir wünschen, dass wir da vielleicht auch Impulse in die Weltkirche geben."

Sorge bereitet Langendörfer eine schwindende Präsenz von Kirche in der Gesellschaft. Er beklagte eine "dramatische Auswanderung aus der Kirche", die zum Teil mit der Missbrauchthematik zusammenhänge. "Aber sie hat auch mit ganz anderen Prozessen – zum Beispiel der Säkularisierung zu tun: Wenn schon die Kinder der Eltern nicht mehr in den Glauben hineingefunden haben, dann werden deren Kinder bestimmt nicht in Glauben reinfinden", so der Jesuitenpater. Es gelte, nach Antworten auf die Frage zu suchen: "Wie finden wir richtige Wege der Kommunikation, richtige Wege der Sprache, des Glaubens, um Menschen die Freude des Christentums, die Weite des Christentums anzubieten?" (KNA)