"Sind als Kirche immer auch in einer großen Haftungsgemeinschaft"

Bischof Jung: Krise in Köln belastet alle Bistümer

Veröffentlicht am 26.02.2021 um 09:51 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Wenn es in einem Bistum einen Konflikt gebe, dann schlage dieser auch auf die anderen Bistümer zurück, sagt Würzburgs Bischof Franz Jung. Dennoch hoffe man, nun gemeinsam einen guten Weg gehen zu können.

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Die Krise um die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln belastet nach den Worten des Würzburger Bischofs Franz Jung die Kirche in Deutschland insgesamt. "Wir sind als Kirche immer auch in einer großen Haftungsgemeinschaft", sagte Jung am Donnerstagabend in der "Rundschau" im BR-Fernsehen. Wenn es in einem Bistum einen Konflikt gebe, dann schlage dieser auch auf die anderen Bistümer zurück. Dennoch hoffe man, nun gemeinsam einen guten Weg gehen zu können und dass sich die Problematik in Köln "hoffentlich ab dem 18. März dann löst".

Im Erzbistum Köln wird seit Monaten um die öffentliche Aufarbeitung früherer Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gerungen. Dabei geht es auch darum, Verantwortliche zu benennen, die Täter geschützt und Verbrechen vertuscht haben. Ein erstes Aufarbeitungs-Gutachten hat Kardinal Rainer Maria Woelki nicht veröffentlichen lassen, weil er es für fehlerhaft und nicht rechtssicher hält; zugleich hat er ein zweites Gutachten angekündigt, das am 18. März vorgestellt werden soll. Kritiker werfen Woelki mangelnden Aufklärungswillen und schlechte Kommunikation vor.

Option des Rücktritts stehe nicht im Raum

Auf die Frage, ob ein Rücktritt Woelkis alles lösen würde, sagte Jung, diese Option stehe nicht im Raum. Geklärt werden müsse dagegen, ob wirklich jetzt Aufklärung geleistet werden könne im Erzbistum Köln und ob das Versprechen, nämlich rückhaltlos alle Umstände, Namen und Verantwortlichkeiten zu nennen, eingelöst werde. Zugleich erläuterte Jung, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle deshalb länger dauere, weil die Kirche dies nicht allein tun wolle, sondern in Absprache mit den staatlichen Stellen. Der Weg sei entsprechend vorskizziert. So gelte es einen Betroffenenbeirat zu gründen und dann eine Aufarbeitungskommission.

Angesprochen auf die zunehmenden Kirchenaustritte sagte der Bischof, die Menschen ließen sich nur zurückgewinnen, indem man aufrichtig sei und zeige, dass man es mit der Transparenz wirklich ernst meine: "Da müssen die Taten sprechen." Jung äußerte sich zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Diese hatte von Dienstag bis Donnerstag Corona-bedingt erstmals ausschließlich digital stattgefunden. Zum Abschluss hatte sich auch der DBK-Vorsitzende, Limburgs Bischof Georg Bätzing, noch einmal zur Debatte um das Erzbistum Köln geäußert. "Ja, es gibt viele Kirchenaustritte, auch wegen des Bildes, das die Kirche derzeit abgibt. Und sicherlich gibt es manches im Erzbistum Köln zu klären", so Bätzing. "Aber allein den Fokus auf den Erzbischof von Köln zu richten, wäre doch allzu kurzschlüssig." (tmg/KNA)