Bestimmtes "Selbstbildnis der Kirche" als Problem

Erzbischof Schick: Mehr tun gegen Machtmissbrauch in der Kirche

Veröffentlicht am 03.03.2021 um 08:59 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Dass es Machtgier, Mobbing und "Karrieresucht mit Ellbogenverhalten" in der Kirche gebe, sei bisher "nicht oder kaum thematisiert" worden: Erzbischof Ludwig Schick fordert ein Umdenken – und lenkt den Blick auch noch einmal auf Missbrauch an Männern.

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Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ruft zum stärkeren Einsatz gegen Machtmissbrauch in der Kirche auf. Dass es Machtgier, Mobbing und "Karrieresucht mit Ellbogenverhalten" auch in der Kirche gebe, sei bisher "nicht oder kaum thematisiert" worden, sagte er dem katholischen Kölner Internetportal "domradio.de": "Nur wenn konkrete Fälle von Finanzskandalen, sexuellem Missbrauch oder auch Amtsmissbrauch auftraten, war das Thema virulent."

Als Beauftragter der Bischofskonferenz für Männerseelsorge wies Schick auf die vor kurzem gestartete Initiative "Machtmissbrauch gegen Männer" hin. Diese wolle stärker aufmerksam machen auf Grenzverletzung und Übergriffigkeit, spirituellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt von Männern gegen Männer. In der Kirche sei dieses Problem genauso vorhanden wie in der Gesellschaft insgesamt, ergänzte der Bischof. Aber als Besonderheit gebe es das "Selbstbildnis der Kirche", nach dem doch alle Brüder seien: "Mit diesem Selbstbildnis betrügt man sich, wenn man nicht selbstkritisch aufpasst."

"Bischöfliches Schweigen"

Um Missbrauch zu verhindern, müsse Macht stärker kontrolliert werden, forderte Schick weiter. "Wahrhaftigkeit und Transparenz bei jeder Amtsführung sind gefordert. Seilschaften, Männerbünde und Klüngel - Quellen des Machtmissbrauchs - sind mit der Botschaft Jesu unvereinbar." Das Kirchenrecht verbiete Machtmissbrauch für das eigene Fortkommen oder Karrierestreben, für den Ehrgeiz und für die Selbstbereicherung, betonte der Bischof: "Allerdings sind die Kontrollmechanismen und die Sanktionen sehr ausbaufähig. Hier muss das Kirchenrecht nachgebessert werden. Vor allem ist das Strafrecht im Kirchenrecht sehr unterentwickelt." Auch "bischöfliches Schweigen und Schweigen insgesamt, wo ein Machtwort gegen Unrecht und Machtmissbrauch nötig wäre", sei ein Verstoß gegen das Recht und zugleich ein moralisches Versagen, mahnte Schick: "Das muss noch viel deutlicher in allen Bereichen der Kirche klar benannt werden."

Zum 60. Geburtstag der katholischen Männerseelsorge in Deutschland hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Dienstag angekündigt, das Thema Machtmissbrauch stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Derzeit greife die DBK-Arbeitsstelle für Männerseelsorge "das schambesetzte Thema des Machtmissbrauchs innerhalb der katholischen Kirche gegenüber erwachsenen Männern auf", erklärte der DBK-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing. Diese Arbeit trage dazu bei, "den größtenteils immer noch blinden Fleck in unserer Kirche wahrzunehmen und Konsequenzen daraus zu erarbeiten". Es brauche eine Institution, die Geschlechterthemen diskutiere und "für die Kirche insgesamt fruchtbar" mache. In der vergangenen Woche hatte die Bischofskonferenz bei einer Online-Tagung die Initiative "Machtmissbrauch gegen Männer" gestartet. (tmg/KNA)