Theologin äußert sich zum Weltfrauentag – Sympathien für "Maria 2.0"

Käßmann: Gleichberechtigung von Frauen noch lange nicht verwirklicht

Veröffentlicht am 06.03.2021 um 10:05 Uhr – Lesedauer: 
Margot Käßmann im Porträt
Bild: © KNA

Hannover ‐ Margot Käßmann hat eine negative Bilanz in Sachen Gleichberechtigung gezogen. Die Gleichstellung von Frauen in der Gesellschaft sei noch längst nicht vollzogen. Sympathien äußerte die ehemalige Bischöfin für die Reformgruppe "Maria 2.0".

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Die Gleichstellung von Frauen in der Gesellschaft ist aus Sicht der Theologin Margot Käßmann noch längst nicht verwirklicht. "Es ist eine Illusion, dass so getan wurde, Männer und Frauen seien gleichberechtigt, und es gebe in Deutschland da kein Problem mehr", sagte Käßmann dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des Weltfrauentags am kommenden Montag. In Wirklichkeit gebe es nach wie vor Probleme und eine unterschiedliche Belastung von Frauen und Männern. Die Corona-Krise habe gezeigt, dass die alten Rollenmuster noch fest verankert seien.

Empört über Umgang mit systemrelevanten Berufen

"In all den jungen Familien, die ich kenne, ist es natürlich so, dass die Frau dafür sorgt, was auf den Tisch kommt, dass die Schulaufgaben ordentlich gemacht werden oder die Wäsche gewaschen wird", sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Frauen trügen im Haushalt die Hauptbelastung. Diese habe nicht abgenommen, auch wenn es ein paar "Ausnahmemänner" gebe. Das werde jetzt sichtbar, weil viele Frauen beruflich zurücksteckten, um die Familienarbeit zu leisten.

Empört zeigte sich die 62-Jährige über den Umgang mit sogenannten systemrelevanten Berufen, die vor allem von Frauen geleistet würden. Sie seien der Gesellschaft offenbar wenig wert: "Die Altenpflegerin, die Erzieherin und auch die Frauen, die uns mit Lebensmitteln versorgen – das sind dominant Frauenberufe und glasklar schlecht bezahlte Berufe", kritisierte sie. "Das hängt offensichtlich zusammen, und da muss sich etwas ändern." Die Pandemie zeige, dass diese Berufe systemrelevant seien und "nicht der oberste Manager einer Firma".

Käßmann setzt große Hoffnungen auf "Maria 2.0"

Frauen sollten ihre Rechte entschieden einfordern, in Familie und Beruf, riet Käßmann. Am besten gelinge das im Schulterschluss mit Verbündeten, denn noch hätten Frauen eine schlechtere Lobby. "Vielleicht sind Frauen es auch nicht gewohnt, dafür zu kämpfen, weil das immer ein bisschen schambesetzt ist." Käßmann ermutigte die Frauen, dennoch aktiv zu werden: "Nutzt die Möglichkeiten, die es in Deutschland gibt über Betriebsräte und über Gewerkschaften, diese Rechte auch lautstark einzuklagen."

In der Kirche setzt die evangelische Theologin große Hoffnungen in die Frauenbewegung "Maria 2.0", die für Reformen in der katholischen Kirche kämpft. "Ich habe hohen Respekt für die Frauen, die das jetzt in die Hand genommen haben." Diese Reformen müssten allerdings von innen kommen. Käßmann ist zuversichtlich, dass die Frauen erfolgreich sein werden: "In der römisch-katholischen Kirche, zumindest in Deutschland, ist so eine große Unruhe, da muss sich etwas bewegen." (epd)