Protest gegen Vatikan-Nein zu Homosexuellensegnung
Nach dem Nein aus dem Vatikan zur Segnung von homosexuellen Paaren fordern katholische Laien in den Bistümern Aachen und Münster ihre Bischöfe zum Widerspruch auf. So solle der Aachener Bischof Helmut Dieser das Verbot der Glaubenskongregation offiziell zurückweisen, um "Schaden von den Menschen abzuwenden und die Selbstbeschädigung des kirchlichen Lehramtes aufzuhalten", erklärte der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen am Freitag.
Die Forderung des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster richtete sich an alle deutschen Bischöfe: "Wir halten es für eine unabdingbare Pflicht jedes verantwortungsbewussten Amtsträgers, Schaden von den Menschen abzuwenden und die vatikanischen Behörden auf die Selbstbeschädigung des kirchlichen Lehramtes durch eine offizielle Zurückweisung der lehramtlichen Note hinzuweisen."
Sowohl die Aachener als auch die Münsteraner Laien betonten, dass Gott alle Menschen liebe. "Eine Partnerschaft, die von Liebe und Verantwortung getragen ist, steht unter dem Segen Gottes", sagte die Münsteraner Vorsitzende Kerstin Stegemann. Das Gremium unterstütze alle Seelsorgenden, die öffentlich zur Segnung von Homosexuellen stünden. Sie handelten dabei nach ihrem Gewissen und hätten die Rückendeckung einer großen Mehrheit der Katholiken.
Katholische Sexuallehre "unterkomplex"
Das Aachener Gremium äußerte sich ähnlich. Dieser hatte sich zum Valentinstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) für eine Weiterentwicklung der katholischen Sexuallehre ausgesprochen. "Sie ist unterkomplex", sagte der Bischof. Alle Menschen seien zur Nachfolge Jesu eingeladen. "Wir können nicht zu jemandem sagen: Leider du nicht, weil du irgendwie einer Norm nicht entsprichst." Dieser drang auch auf mehr Akzeptanz für Homosexuelle in der Kirche. Entsprechende Passagen im Lehrbuch der katholischen Kirche – dem Katechismus – müsste Papst Franziskus abändern.
Seit Freitag bekennen die Pallottiner nach eigener Auskunft an ihrem Hauptsitz in Friedberg bei Augsburg Farbe. Dort weht nun die Regenbogen-Fahne, wie die ordensähnliche katholische Gemeinschaft am selben Tag mitteilte. Was aus Rom zu lesen gewesen sei, sei "unsäglich, untragbar und für die Menschen nicht verständlich", so Rektor Christoph Lentz.
Auf der Fahne aufgedruckt ist ein Spruch aus dem ersten Buch der Bibel, wie es hieß: "Du sollst ein Segen sein." Lentz erklärte: "Wir sind dafür da zu segnen, gleich wie und gleich wen." Menschen, die um Segen bäten, sollten ihn empfangen, so Lentz, der auch Regens des Pädagogisch-Theologischen Instituts ist, einer Ausbildungsstätte der Pallottiner für Ordensleute. Seine Gemeinschaft betone immer, dass Gott die Liebe sei und dass, wer in der Liebe bleibe, in Gott bleibe und er in ihm. Lentz weiter: "Wir wollen eine offene Kirche, in der jeder sich beheimatet fühlt."
Bistum Limburg in Regenbogenfarben
Weiterhin hat das Bistum Limburg seine kritische Haltung in den Sozialen Medien deutlich gemacht. Es änderte sein Facebook-Profilbild: Der Limburger Dom wird nun von einem Kreis in Regenbogenfarben umschlossen, dazu ist ein Herz in Regenbogenfarben mit der Aufschrift #LoveIsNoSin (Liebe ist keine Sünde) zu sehen.
"Ich finde die Botschaft passend. Es ist ein klares Statement für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren. Damit befinde ich mich auf einer Linie mit unserem Bischof", sagte Bistumssprecher Stephan Schnelle den "Stuttgarter Nachrichten" (Samstag). Der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte sich am Montag "nicht glücklich" darüber gezeigt, dass der Vatikan sich so in die Debatte über Segnungen einbringt.
Das Bistum Limburg beteiligt sich mit seiner Regenbogenoptik laut der Zeitung an einer Aktion, die von der katholischen Jugend in Baden-Württemberg ausgeht. Als Reaktion auf die Entscheidung in Rom hatte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu Protestaktionen gegen das Vatikanpapier unter #loveisnosin aufgerufen. (cph/KNA)