Streit um Nürnbergs vielleicht ältestes Sakralgebäude
In Nürnberg ist Streit um das womöglich älteste Sakralgebäude der Stadt entbrannt. Es geht um die Rundkapelle im Stadtteil Altenfurt. Der Steinbau stammt wohl aus dem zwölften Jahrhundert, wenn nicht in seinem Ursprung gar aus der Zeit Karls des Großen (um 747-814), wie eine Legende besagt. Die zuständige katholische Kirchenstiftung Sankt Johannes der Täufer erwägt einen Verkauf des parkartigen Kapellen-Geländes, auf dem noch ein "Schlösschen" genanntes Herrenhaus und ein Nebengebäude stehen. Und die Kapelle selbst? "Soll in unserem Besitz bleiben", sagt Pfarrer Burkhard Lenz auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Das war bisher nicht gerade klar. Lokalmedien texteten Schlagzeilen wie "Rundkapelle als Immo-Objekt?". Dazu beigetragen haben mag folgende Formulierung auf der Internetseite der Pfarrgemeinde: "Natürlich werden wir nach einem eventuellen Verkauf weiterhin die Rechte zur Nutzung der Kapelle und des Kapellenplatzes haben." Ja, die Kommunikation sei nicht optimal abgelaufen, gibt Pfarrer Lenz nun zu.
Der Geistliche erklärt, das Schlösschen mit seinem Veranstaltungssaal und drei Mietwohnungen müsse für mindestens 1,7 Millionen Euro saniert werden. Vom Nebenhaus mit einer weiteren Wohnung und Lagerräumen ganz zu schweigen. Allein: "Die Sanierung und der Erhalt eines denkmalgeschützten Gebäudes gehört nicht zu den pastoral begründeten Aufgaben der Kirchenstiftung."
Widerstand gegen Verkaufspläne aus der Politik
Diese Ansicht können unter anderen drei örtliche CSU-Politiker nicht verstehen. Karl Freller (Vizepräsident des Bayerischen Landtags), Michael Frieser (Bundestagsabgeordneter) und Peter Daniel Forster (Mitglied des Mittelfränkischen Bezirkstags) haben daher jüngst einen offenen Brief an den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke geschickt; die Rundkapelle steht in dessen Diözese. Die Politiker schreiben: "Bis zum heutigen Tag finden Wallfahrten zu dieser Stätte hin statt, die zweifellos pastorale Inhalte haben. Auch dieser Umstand spricht entschieden gegen die Begründung der Kirchenverwaltung."
Weiter heißt es, "einen Ort, an dem bald 900 Jahre lang gelebter Glaube stattfand und stattfindet, gebetet und gesegnet wurde und wird, aus Finanzgründen veräußern zu wollen, lässt den großen Protest in Altenfurt überaus verständlich, nachvollziehbar und unterstützenswert werden". Dieser Protest erreichte vergangenes Wochenende seinen vorläufigen Höhepunkt: Mehrere Hundert Menschen demonstrierten an der Kapelle gegen die Verkaufspläne.
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"Das Ganze ist ein sehr emotional besetztes Thema", meint Pfarrer Lenz. "Das Gelände ist nicht nur ein religiöser, sondern auch ein gesellschaftlicher Treffpunkt für den Ortsteil." Also zur Sicherheit noch mal: Die Kapelle bleibe in Kirchenbesitz und das Nutzungsrecht des Platzes trotz Verkauf erhalten. So könne etwa das traditionelle Pfarrfest dort auch künftig stattfinden.
Auch wenn das Thema jetzt hochkocht - ein Verkauf wird vor Ort bereits seit Jahren diskutiert. Laut Kirchenverwaltung haben die zuständigen Stellen der Diözese einem Verkauf auch schon längst grundsätzlich zugestimmt.
Diözese Eichstätt hat Verkauf grundsätzlich zugestimmt
Das Bistum Eichstätt bestätigt das: "Die Kirchenstiftung hat bei der Diözese angefragt, welche Schritte und Maßnahmen zu ergreifen sind, wenn sie das Areal um das Schlösschen verkaufen möchten. Diese Schritte sehen vor, dass ein Gremium der Diözese zustimmt, dass die Kirchenstiftung die Planungen zu einem Verkauf vorantreiben kann. Dies ist geschehen." Wenn die Kirchenstiftung mit ihren internen Gremien einen konkreten Verkaufsplan erarbeitet habe, gehe dieser an die Diözese zur stiftungsaufsichtlichen Genehmigung.
Das Bistum betont, man wolle die Rundkapelle als wichtigen Baustein des örtlichen kirchlichen Lebens erhalten. Dazu werde man zusammen mit dem extra gebildeten Sachausschuss in der Kirchenstiftung das Thema mit verschiedenen Akteuren transparent diskutieren.
Schon gegeben habe es Sondierungsgespräche mit einem Interessenten aus der Region, fügt Pfarrer Lenz an. Diese seien völlig unverbindlich. Die Zukunft des Kapellen-Areals ist also ähnlich ungewiss wie seine Geschichte.