Weltkirche-Expertin: Rassismus macht vor Kirchentür nicht halt
Rassismus als gesamtgesellschaftliches Problem macht aus Sicht von Weltkirche-Expertin Marita Wagner auch nicht vor der Kirchentür halt. "Die Frage ist also: Wie besetzen wir auch unsere offiziellen Kirchenämter und Organisationen mit diversen Personen?", sagte die Weltkirche-Referentin des katholischen Hilfswerks Missio Aachen, Marita Wagner, am Sonntag dem Kölner Online-Portal domradio.de. Da sei die Frage, ob es nicht noch Nachholbedarf gebe. Der 21. März ist der Internationale Tag gegen Rassismus.
"In Anbetracht der Tatsache, dass jeder Katholik einen weltkirchlichen Lebenshintergrund hat, können wir eigentlich nicht davon ausgehen, dass wir eine weiße Kirche sind", erklärte Wagner. "Die Frage ist, wie wir diese Vielfalt auch in den Strukturen unserer Kirche sichtbar machen können."
Menschen seien alle gleichwertig, aber eben nicht gleich, betonte Wagner. "Ich glaube, das verwechseln wir manchmal ganz gerne." Alle sollten die gleichen Rechte und Privilegien genießen dürfen. Die Realität sehe aber oft anders aus und es machten nicht alle die gleichen Erfahrungen.
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Es gebe bewussten und unbewussten Rassismus, sagte die Referentin weiter. Der unbewusste sei "viel subtiler, und darüber müssen wir nachdenken: Wie subversiv und unbewusst auch rassistische Denkmuster uns prägen, weil wir so sozialisiert wurden." Es gehe nicht darum, generell alle weißen Menschen zu tribunalisiseren. Vielmehr gehe es darum, "dass wir darüber ins Gespräch kommen, über unsere gemeinsame Geschichte, über unser koloniales Erbe nachdenken und dadurch dann auch innerhalb unserer Kirche neue Lern- und Reflexionsräume aufzumachen".
Papst Franziskus wies zudem auf die Wandelbarkeit von Diskriminierung hin. Rassismus sei "ein Virus, das leicht mutiert und eine ständig im Verborgenen lauernde Gefahr darstellt", schrieb das Kirchenoberhaupt am Sonntag auf Twitter. "Immer wieder beschämen uns Ausprägungen des Rassismus, die zeigen, dass der gesellschaftliche Fortschritt nicht ein für alle Mal gewährleistet ist."
Die Vereinten Nationen riefen 1966 den 21. März als "Internationalen Tag zur Überwindung von rassistischer Diskriminierung" aus. Damit soll an die blutige Niederschlagung einer friedlichen Demonstration in Sharpeville in Südafrika gegen die Apartheid am 21. März 1960 erinnert werden. (rom/KNA)