Nach "Nein" der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare

Lesbenorganisation fordert Abzug der Schweizergarde aus dem Vatikan

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 11:18 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Zürich ‐ Die Lesbenorganisation Schweiz fordert nach dem "Nein" der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare Konsequenzen für den Vatikan. Der Dachverband spricht sich für einen Abzug der Schweizergarde aus dem Kirchenstaat aus.

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Nach dem "Nein" der römischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) den eidgenössischen Bundesrat dazu aufgefordert, die Schweizergarde aus dem Vatikan abzuziehen. Es brauche eine "beispielhafte Reaktion" auf die "diskriminierende" Politik des Kirchenstaats, erklärte die Co-Geschäftsleiterin des Dachverbands für lesbische, bisexuelle und queere Frauen, Muriel Waeger, am Wochenende laut Medienberichten.

LOS sieht Widerspruch zur Schweizer Verfassung

Es müsse jetzt eine starke Botschaft an den Vatikan gesandt werden. Dabei müsse die Schweiz, die diplomatische, politische und finanzielle Beziehungen zum Vatikan unterhalte, eine Rolle spielen. "Die Kirche muss sich der sehr ernsten Konsequenzen ihrer Aussagen für homosexuelle Gläubige bewusst sein: Sie können zu Konversionstherapien, Ablehnung durch Familien und Selbstmorden führen", so Waeger wörtlich. Für die LOS stelle die Tatsache, dass die Schweiz Soldaten finanziere und schicke, "um einem Land zu dienen, das nicht allen Menschen die gleichen Rechte garantiert und sie offen diskriminiert", einen Widerspruch zum Gleichheitsgrundsatz der Schweizer Verfassung dar.

Zugleich äußerte die LOS-Vertreterin auch Sorgen um die Mitglieder der Schweizergarde. "Wir wissen, dass einige Mitglieder homosexuell sind. Wir können nicht dulden, dass diese Soldaten, die in der Schweiz ausgebildet wurden, die Diskriminierung des Landes erleiden müssen, in das sie zum Dienst geschickt werden", erklärte Waeger.

Internationale Aufregung nach Stellungnahme der Kongregation

Die Glaubenskongregation hatte am vergangenen Montag erklärt, die katholische Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Diese Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen und könnten daher nicht gesegnet werden. Das Papier hatte international für Aufregung gesorgt. In Deutschland hatten sich eine Mehrheit der Bischöfe, zahlreiche katholische Theologen und Verbände sowie Laienvertreter ablehnend zu dem Papier geäußert.

Die Schweizergarde ist die militärische Schutztruppe der Päpste. Hauptaufgabe der Garde mit ihrer Sollstärke von 135 Mann ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die aus der Schweiz stammenden Gardisten Bürger des Vatikanstaats. Die Garde wird von den Behörden und der Bevölkerung der Schweiz traditionell breit unterstützt. Zuletzt hatte der Bundesrat im vergangenen Dezember angekündigt, den Neubau der Kaserne der Schweizergarde im Vatikan mit fünf Millionen Schweizer Franken (rund 4,6 Millionen Euro) zu unterstützen. Man wolle dazu beitragen, die Unterkünfte und das Leben der Gardisten vor Ort zu verbessern, hieß es damals. (stz)