Lebenswirklichkeit als Ausdruck von Gottes guter Schöpfung anerkennen

Heimbach-Steins: Kirche muss mit Doppelmoral bei Sexualität aufräumen

Veröffentlicht am 23.03.2021 um 10:33 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Die Münsteraner Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins stellt einen Zwiespalt zwischen Papst Franziskus' Fokus auf Geschwisterlichkeit und der Machtausübung in der Kirche fest. Ein aktuelles Beispiel sei das Nein zur Segnung homosexueller Paare.

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Die Münsteraner Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins fordert von der Kirche, "mit der Doppelmoral im Umgang mit Sexualität aufzuräumen". In einem Kommentar für das Portal "Kirche und Leben" (Dienstag) stellt sie einen Zwiespalt zwischen Papst Franziskus' Fokus auf Geschwisterlichkeit und der Machtausübung in der Kirche fest. "Was ist los in einer Kirche, deren Oberhaupt unermüdlich für ein solches Ethos wirbt und die gleichzeitig diese Botschaft in der eigenen institutionellen Praxis systematisch Lügen straft?", so die Theologin. Ein aktuelles Beispiel dafür sei das Nein der Glaubenskongregation zur Segnung für gleichgeschlechtliche Paare.

"Anstatt die Lebenswirklichkeit von Menschen in ihrer Vielfalt als Ausdruck von Gottes guter Schöpfung anzuerkennen, werden Facetten dieser Wirklichkeit als 'falsch' und als angebliche Bedrohung des 'richtigen' Lebens verurteilt", so Heimbach-Steins, die auch zu den Unterzeichnern einer am Montag veröffentlichten Erklärung von über 200 Theologieprofessoren gehört, die sich gegen das Schreiben der Glaubenskongregation wenden. Die Kirche müsse "im wirklichen Leben" unterscheiden, "was geschwisterliche Liebe und was anmaßende Gewalt ist", betont die Theologin.

Marianne Heimbach-Steins leitet seit 2009 das Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster. Zuvor war sie Professorin für Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie an der Universität Bamberg. Bereits 2011 unterzeichnete sie das "Memorandum Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch", in dem mehr als 300 Theologinnen und Theologen nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im Jahr zuvor Reformen von der Kirche wie eine stärkere Beteiligung von Laien auf allen Ebenen der Kirche. Im Bereich der persönlichen Lebensentscheidungen und individuellen Lebensformen forderte das Memorandum Respekt vor dem individuellen Gewissen. (fxn)