Uta Ranke-Heinemann gestorben
Die Theologin Uta Ranke-Heinemann ist tot. Nach Informationen der Deutschen Presseagentur (dpa) starb sie am Donnerstagmorgen im Beisein von Familienmitgliedern im Alter von 93 Jahren. Heinemann war 1969 die erste Frau, die sich in Theologie habilitiert hatte und wurde 1970 auch die erste Theologieprofessorin überhaupt und lehrte an der Universität Duisburg-Essen. Hauptgutachter ihrer Habilitation war der Jesuit Karl Rahner. 1987 entzog der Essener Bischof Franz Hengsbach ihr die Lehrerlaubnis, nach dem sie das Dogma der Jungfrauengeburt angezweifelt hatte. Ihrer Auffassung nach war die Jungfrauengeburt nicht biologisch, sondern theologisch zu verstehen.
Hengsbachs Nachfolger als Ruhrbischof, Bischof Franz-Josef Overbeck, würdigte Ranke-Heinemann in einer Stellungnahme am Donnerstag als "eine hellwache und engagiert-kritische Intellektuelle". Er habe sie auch als herzliche Gastgeberin und reflektierte Erzählerin ihrer eigenen Lebensgeschichte kennengelernt, die sehr sensibel Entwicklungen und Ereignisse wahrnehme, gleichzeitig aber auch in der Lage sei, sich auf klare und streitbare Weise dazu zu positionieren. "Ihre kritische und später auch distanzierte Haltung, aus der heraus sie die Kirche begleitet, betrachtet und beurteilt hat, aber auch ihr engagiertes Eintreten in Fragen der Entwicklungspolitik und der humanitären Hilfe sowie der Friedensbewegung bleiben vielen Zeitgenossen, so auch mir, in Erinnerung", so Overbeck weiter.
Berufung nur durch Sonderregelung möglich
Nach dem Verlust ihres theologischen Lehrstuhls lehrte Ranke-Heinemann ab Ende 1987 Religionsgeschichte. Ranke-Heinemann betrachtete sich als exkommuniziert aufgrund von Häresie. In ihrem Werk sprach sie von ihrem "Abschied vom traditionellen Christentum". Das Hauptwerk der gebürtigen Essenerin ist "Eunuchen für das Himmelreich", in dem sie sich kritisch mit der Haltung der katholischen Kirche zur Sexualität befasste. Das erstmals 1988 erschienene Buch erfuhr mehrere erweiterte Neuauflagen, zuletzt ergänzte sie es 2012 um die Zeit des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. Bereits früh äußerte sie sich zu Missbrauch in der Kirche und bezeichnete Pädophilie als "die Gefahr einer monosexuellen Kirche". Deutlich wandte sie sich gegen die kirchenrechtlichen Regeln zum Umgang mit Missbrauch, die unter anderem von Papst Benedikt XVI. erlassen wurden und in der sie eine "totale Justizbehinderung für die staatlichen Gerichte" sah.
Die Berufung als erste Professorin überhaupt war damals nur aufgrund einer 1968 getroffenen Sonderregelung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) möglich, die es erlaubte, unter anderem in Religionspädagogik von dem Grundsatz abzuweichen, nur Priester zu habilitieren. 1972 wurde die Möglichkeit der Habilitation für Laien auf alle theologischen Fächer ausgedehnt.
Ranke-Heinemann ist die älteste Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann und kandidierte 1999 selbst auf Vorschlag der PDS als parteilose Kandidatin für dieses Amt, unterlag aber gegen Johannes Rau (SPD). Nach einem Studium der evangelischen Theologie und ihrer Konversion zum Katholizismus studierte sie als Kommilitonin von Joseph Ratzinger in München katholische Theologie und wurde 1953 mit einer Arbeit über das frühe Mönchtum promoviert. Bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren lehrte sie am Erzbischöflichen Katechetinnenseminar in Bonn und an der Pädagogischen Hochschule in Neuss. (fxn)
25.3., 14:40 Uhr: Ergänzt um Overbeck.