Widerstandskämpfer Nikolaus Groß wird im Bistum Essen verehrt

Nach Diebstahl: Bronzeteile von Gedenkstätte wieder aufgetaucht

Veröffentlicht am 30.03.2021 um 16:41 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Kaputte Sichel und zerbrochenes Hakenkreuz: Die aus einer Kirche im Bistum Essen gestohlenen Bronzeelemente eines Gedenk-Kunstwerks sind wieder aufgetaucht. Das Motiv hinter der Tat und der nun erfolgten Rückgabe bleibt unklar.

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Die gestohlenen Teile der Gedenkstele für den seligen Nikolaus Groß aus der Hattinger Kirche St. Mauritius im Bistum Essen sind wieder aufgetaucht. "Die Bronze ist, so wie es aussieht, unbeschädigt", sagte der Vorsitzende des örtlichen Nikolaus-Groß-Vereins, Michael Kriwet, laut einer Mitteilung des Bistums am Dienstag. Eine Kirchenmitarbeiterin habe die Bronzeteile in der Nähe der Orgelbühne gefunden.

Pfarrer Andreas Hamm, der die Pfarrei St. Peter und Paul leitet und zu der St. Mauritius gehört, zeigte sich erleichtert, dass nun "alles wohl ein gutes Ende gefunden hat". Auch wenn er weiterhin erschrocken darüber sei, "dass überhaupt jemand etwas aus einer Kirche stiehlt" und "erst recht von einer Gedenkstätte eines Menschen wie Nikolaus Groß".

Vor zwei Wochen war entdeckt worden, dass die am Boden vor der Gedenkstele des Widerstandskämpfers gegen den Nationalsozialismus angebrachten Bronzeteile verschwunden waren. Unbekannte Täter hatten die zwei bis drei Kilogramm schweren Stücke in den ersten Monaten des Jahres entwendet, der genaue Zeitpunkt ließ sich jedoch nicht feststellen, da dieser Teil des Kunstwerks von einem Gedenkkranz verdeckt worden war. Nach Angaben des Bistums hätten die Täter einiges an Kraft aufwenden müssen, da die Bronze-Darstellung mit Dübeln fest verankert gewesen sei.

Motive für Tat und Rückgabe unklar

Die Polizei hatte den Fall an den Staatsschutz weitergegeben, weil sich unter den entwendeten Objekten auch die Darstellung eines zerbrochenen Hakenkreuzes befand. Ob die Tat durch den Materialwert oder politisch motiviert war, sei laut Essener Bistum weiterhin unklar. Warum die Täter die Teile nun wieder zurückgegeben hätten, sei ebenfalls nicht ersichtlich. Kriwet zieht in Betracht, dass die Diebe durch das breite mediale Echo von den Ermittlungen der Polizei und des Staatsschutzes mitbekommen hätten und dadurch eingeschüchtert worden seien. Bis die Ermittlungen abgeschlossen seien, verblieben die Teile an einem sicheren Ort.

Nikolaus Groß war ein christlicher Arbeiterführer und Journalist, der am 23. Januar 1945 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Im August 1944 war Groß im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat vom 20. Juli verhaftet worden. An dem Attentat selbst war er zwar nicht beteiligt, hatte sich zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits viele Jahre im Widerstand engagiert. Im Oktober 2001 wurde Groß durch Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen. St. Mauritius im Hattinger Stadtteil Niederwenigern ist Groß' Taufkirche. (cst)