Neue, tragfähige Form von Kirche bisher noch nicht vorhanden

Bischof Kohlgraf: Kirche in ihrer bisher geläufigen Gestalt stirbt

Veröffentlicht am 30.03.2021 um 16:54 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Man müsse es so drastisch ausdrücken: Kirche werde in ihrer bisher den Menschen geläufigen Gestalt sterben, sagt Bischof Peter Kohlgraf. Doch die derzeitigen Veränderungsprozesse bedeuteten letztlich nicht den Tod der Kirche.

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Nach Ansicht des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf wird die Kirche in ihrer bisher den Menschen geläufigen Gestalt sterben. Das müsse man mit Blick auf die derzeitigen Veränderungsprozesse der Kirche so drastisch ausdrücken, sagte Kohlgraf am Montagabend in einer Predigt im Mainzer Dom. Eine neue, tragfähige Form von Kirche habe bisher noch nicht Gestalt angenommen.

Viele Diskussionen in der Kirche gingen nicht in die Tiefe, sondern blieben bei Äußerlichkeiten stehen, sagte Kohlgraf. Das gelte auch für sein Bistum. Der Bischof forderte, nicht zu viel Energie und Kraft in die sicher notwendigen Strukturen zu stecken, sondern den laufenden Prozess geistlich zu gestalten, "indem wir an einer überzeugenden und den Menschen zugewandten Form der Kirche arbeiten, die dem Sendungsauftrag des Evangeliums gerecht wird".

Kein Tod der Kirche

Der derzeitige Sterbe- oder Veränderungsprozess bedeute nicht den Tod der Kirche, sagte Kohlgraf: "Ich bin fest von den Möglichkeiten Gottes überzeugt." Die Entwicklung von Gläubigen zu selbst handelnden und betenden Menschen könne ein Schritt in die richtige Richtung sein. Selbst ein ehrlicher Umgang mit den Verbrechen in der Kirche und ihrem Versagen berge die Chance auf eine menschenfreundlichere Form und eine tiefere Geschwisterlichkeit mit allen Menschen.

In einer neuen Form von Kirche muss nach Kohlgrafs Worten der Umgang mit Macht über andere verändert werden. Viele ersehnten eine geschlechtergerechte Kirche, sagte der Bischof. Die zukünftige Kirche müsse auch denen zugewandt sein, die nicht ihrem Ideal entsprächen. Die Bedeutung der kirchlichen Botschaft bestehe nicht im Verurteilen einzelner Menschen oder Gruppen, sondern im Einsatz gerade für die Schwachen und die Menschen am Rande. (epd)