Wollte die frühere Regierung Einfluss auf die Bischofskonferenz nehmen?

Kirche in Österreich zu Chatprotokollen: Wir sind nicht käuflich

Veröffentlicht am 31.03.2021 um 19:09 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Momentan sorgen Chatprotokolle von Bundeskanzler Sebastian Kurz für Aufsehen in Österreich: Wollte die einstige Regierung die Kirche wegen ihrer kritischen Haltung zur Asylpolitik unter Druck setzen? Die Bischofskonferenz nahm nun dazu Stellung.

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Die katholische Kirche in Österreich hat ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Staat betont. Die Kirche sei "nicht käuflich", sagte der Sprecher der Bischofskonferenz, Paul Wuthe, am Dienstagabend in "Religion aktuell" auf Ö1 sowie im "Kurier" (Mittwoch) zu den derzeit Aufsehen erregenden Chatprotokollen zwischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und dem früheren Generalsekretär im Wiener Finanzministerium, Thomas Schmid, aus dem März 2019. Darin hatte Schmid unter anderem angekündigt, die Kirche durch die angedrohte Prüfung von Steuerprivilegien unter Druck zu setzen. Hintergrund sollen regierungskritische Positionen der Bischofskonferenz etwa in Asylfragen sein.

Es sei "anzunehmen", dass der anschließende Termin zwischen dem Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, und Schmid im März 2019 "ein Versuch war, uns politisch die Grenzen aufzuzeigen." In dem Gespräch ging es um eine mögliche steuerliche Schlechterstellung der Kirche. An den unterschiedlichen Standpunkten etwa zur Asylpolitik der damaligen Koalitionsregierung aus ÖVP und FPÖ habe dieser einmalig und folgenlos gebliebene Termin nichts geändert, versicherte Wuthe.

Zusammenhang mit Kritik an Regierung vermutet

Viele Kommentatoren, darunter Wuthe, sahen einen Zusammenhang zwischen den finanziellen Drohungen und einer unliebsamen Kritik der Kirche an einer politisch ins Auge gefassten "Sicherungshaft" für Asylbewerber. Auch Generalsekretär Schipka hatte am Dienstag die Vermutung geäußert, der unmittelbare Anlass für den Termin mit Schmid sei "die Kritik der katholischen Kirche an einigen politischen Vorhaben der damaligen ÖVP-FPÖ-Regierung" gewesen.

Wuthe stellte dazu im "Kurier" klar: "Wir sind weiterhin für Hilfe vor Ort und für die Aufnahme von Flüchtlingen. Wir lassen uns nicht parteipolitisch kontrollieren und wir sind auch nicht käuflich." Der Austausch zwischen Schipka und Schmid sei ohne Folgen geblieben. "Unser nach wie vor konstruktives und gutes Verhältnis zur ÖVP und allen anderen Parteien ist durch diesen Termin nicht beschädigt worden", so der Bischofskonferenz-Sprecher.

In "Religion aktuell" versicherte Wuthe zu Spekulationen über kirchliche Zugeständnisse: "Es hat keinen Tauschhandel gegeben." Den Einsatz der Kirche für die Grundrechte, für Religionsfreiheit oder für Mindeststandards in der Asyl- und Fremdenpolitik "kann man nicht abkaufen". (KNA)