Offener Brief an Glaubenskongregation "im Namen von rund einer Million Frauen"

Frauenverbände: Homosexuelle Paare nicht weiter vom Segen ausschließen

Veröffentlicht am 01.04.2021 um 11:06 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ "Im Namen von rund einer Million Frauen" haben fünf katholische Frauenverbände die Glaubenskongregation aufgefordert, das Segnungsverbot homosexueller Paare aufzuheben. Zugleich sprachen sich die Verbände für weitere Reformen in der Kirche aus.

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In einem Offenen Brief fordern fünf katholische Frauenverbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und der italienischen Region Südtirol die römische Glaubenskongregation dazu auf, homosexuelle Paare nicht weiter vom Segen der Kirche auszuschließen. Konkret verlangen die Verbände "im Namen von rund einer Million Frauen, die in den deutschsprachigen katholischen Frauenverbänden organisiert sind" in dem am Donnerstag im Internet verbreiteten Schreiben die Aufhebung des Mitte März von der Kongregation neuerlich ausgesprochenen Segnungsverbots homosexueller Paare.

"Der Auftrag der Kirche, als Heilszeichen in der Welt wirksam zu sein, bedeutet, sich gegen Homophobie zu wenden und sich für Geschlechtergerechtigkeit, auch auf Grundlage der Humanwissenschaften, einzusetzen", heißt es in dem Brief zur Begründung. Damit werde "ein neues Licht auf den Schöpfungsplan Gottes" geworfen. Und weiter: "Auftrag der Kirche ist es, die Liebe Gottes in der Welt sichtbar zu machen und heilbringend für die Menschen zu wirken. Vom Segen, in dem die Liebe Gottes sicht- und spürbar zugesagt wird, kann niemand ausgeschlossen werden." Unterzeichnet ist das Schreiben von den Vorsitzenden und Präsidentinnen des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) und der Katholischen Frauenbewegung Südtirol (kfb).

Frauen fordern Erneuerung der kirchlichen Sexual- und Beziehungsethik

Die Verbände fordern in dem Schreiben eine Erneuerung der Sexual- und Beziehungsethik der katholischen Kirche. Es brauche die Anerkennung der Lebenswirklichkeit von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen und die Vielfalt des Menschenseins in Gottes guter Schöpfung, welche nicht auf Frauen und Männer reduzierbar sei. Weiter rufen die Unterzeichnerinnen die Verantwortlichen dazu auf, "mit dem Kirchenvolk in seiner ganzen Breite und Vielfalt in einen offenen Dialog über eine Reform der kirchlichen Lehre zu treten, die sich an der Liebe Gottes zu dem ihm ebenbildlichen Menschen orientiert, und diesen Dialog auf allen Ebenen voranzutreiben". Die Kirche solle in ihren Heilsraum einladen und nicht ausgrenzen. Wo sie Menschen ausgrenze, stelle sie ihre Glaubwürdigkeit infrage und diskreditiere jene Glaubenden, "die sich zu ihr bekennen und mit ihrer Arbeit und ihrem Leben Zeugnis ablegen".

Die Glaubenskongregation hatte Mitte März erklärt, die katholische Kirche habe keine Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen. Zwar erkenne die Kongregation bei solchen Projekten und Vorschlägen "den aufrichtigen Willen" an, "homosexuelle Personen anzunehmen, sie zu begleiten und ihnen Wege des Glaubenswachstums anzubieten". Da aber die Verbindungen von homosexuellen Paaren nicht dem göttlichen Willen entsprächen, könnten sie nicht gesegnet werden. Die Erklärung der Kongregation war vor allem in Deutschland auf viel Kritik gestoßen. (stz)