Die Karten werden neu gemischt
Heute würde der Bistumssender wahrscheinlich nicht mehr auf die Idee kommen, solch ein Quartettspiel aufzulegen. Denn: Seit der Veröffentlichung des Spiels sind zahlreiche Bischöfe aus ihrem Amt ausgeschieden - und deren Karten damit streng genommen nicht mehr im Spiel. Gleichzeitig sind jedoch nicht überall neue Bischöfe ernannt worden; so warten Passau und Erfurt bereits ungewöhnlich lange auf einen neuen Oberhirten.
Es könnte also mangels Bischöfen schwierig werden, genug Karten für eine Neuauflage des "Bischofs-Quartetts" zusammen zu bekommen. Zumal sich die Situation in naher Zukunft noch verschärfen wird. Die Deutsche Bischofskonferenz befindet sich mitten in einem Generationenwechsel. Zahlreiche Bischöfe, die das Bild der katholischen Kirche in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt haben, scheiden demnächst aus ihrem Amt.
Wer wird der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz?
Nach dem bereits erfolgten Rücktritt des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch (75) bedeuten vor allem der bevorstehende Abschied von Kardinal Joachim Meisner (80) in Köln und der ebenfalls absehbare Abgang des Mainzer Kardinals Karl Lehmann (77) eine Zäsur. Hinzu kommen mehrere weitere Bischöfe, die kurz vor dem Ruhestand stehen: Hamburgs Erzbischof Werner Thissen hat die für Bischöfe vorgeschriebene Altersgrenze von 75 Jahren im Dezember erreicht; Heinrich Mussinghoff (73, Aachen), Norbert Trelle (71, Hildesheim) und Friedhelm Hofmann (71, Würzburg) sind davon nicht mehr allzu weit entfernt.
Die Karten in der Bischofskonferenz werden also kräftig durchgemischt - und noch weiß niemand, welche Auswirkungen das auf den Kurs der katholischen Kirche in Deutschland haben wird. Signalwirkung dürfte hier die Wahl des neuen Konferenz-Vorsitzenden haben. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Münster müssen die Oberhirten im März mit Zweidrittelmehrheit einen Nachfolger für den auch aus diesem Amt scheidenden Robert Zollitsch wählen.
Seit Wochen wird in Kirchenkreisen spekuliert, wer der neue Repräsentant der deutschen Bischöfe werden könnte. Zahlreiche Namen wurden bereits ins Spiel gebracht - unter ihnen auch die beiden Kardinäle Rainer Maria Woelki (57, Berlin) und Reinhard Marx (60, München und Freising). Beide sind kirchenpolitische Schwergewichte, beide sind als Kardinäle und Erzbischöfe großer Diözesen aber schon jetzt stark eingespannt.
Statt der beiden Kardinäle könnte deshalb ein Bischof aus einer kleineren Diözese für den Konferenz-Vorsitz in Frage kommen. Bereits sehr früh wurden die Namen Franz-Josef Bode (62, Osnabrück) und Stephan Ackermann (50, Trier) genannt. Bode ist Vorsitzender der wichtigen Pastoralkommission der Bischofskonferenz und Mitglied der Steuerungsgruppe für den Dialogprozess; Ackermann wiederum hat sich als Missbrauchsbeauftragter der Bischöfe Respekt erworben. Vermehrt ins Gespräch gebracht wurden darüber hinaus zuletzt Heiner Koch (59, Dresden-Meißen), Franz-Josef Overbeck (49, Essen) und Ludwig Schick (64, Bamberg).
Kein echter Favorit absehbar
Es sind also viele Namen im Spiel – und einen echten Favoriten gibt es nicht. Das betonte vor kurzem auch Franz-Josef Bode: "Früher gab es vor so einer Wahl oft einen oder zwei Kandidaten. Das haben wir derzeit nicht." Wer neuer Vorsitzender werde, sei im Moment nicht zu sagen, so der Osnabrücker Bischof in einem Interview. Insofern werden bis zum 12. März - dem Tag der Wahl des neuen Vorsitzenden - wohl noch viele Namen genannt werden und die Spekulationen munter weiter wuchern.
Klar ist aber immerhin, dass es einen Tag vor der Wahl eine Debatte unter den Bischöfen und Weihbischöfen geben soll. Ähnlich wie beim "Vorkonklave" vor der Wahl von Papst Franziskus wollen die Konferenz-Mitglieder dabei über aktuelle Herausforderungen für die Kirche und künftige Aufgaben des neuen Vorsitzenden sprechen. Heiner Koch sagte gegenüber katholisch.de jedoch, dass es nicht um Bewerbungen von Bischöfen um den Chefposten der Konferenz gehen solle. Vielmehr seien die Gespräche als Standortbestimmung zu verstehen. Welcher Bischofs-Joker am Ende also bei der Zollitsch-Nachfolge "sticht", bleibt abzuwarten.