HU Berlin erhält 12.000 Bücher aus Kardinal-Lehmann-Bibliothek
Das Institut für Katholische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität (HU) übernimmt in diesem Monat einen wesentlichen Teil der Privatbibliothek des verstorbenen Mainzer Kardinals Karl Lehmann. Das Bistum Mainz und die Universität hätten in einem Schenkungsvertrag vereinbart, dass aus Lehmanns nachgelassener Bibliothek die rund 12.000 Bände zur katholischen Dogmatik und Ethik sowie zur christlichen Gesellschaftslehre und Pastoraltheologie nach Berlin gingen, teilte das Bistum am Mittwoch mit. Die HU werde damit ihren Bestand für das 2019 gegründete Institut ergänzen.
"Ich bin sehr froh, dass mit der Schenkung des wesentlichen theologischen Bestandes ein großer Teil der Privatbibliothek von Kardinal Lehmann auch künftig für die Wissenschaft gute Dienste leisten wird", sagte der Mainzer Weihbischof und Generalvikar Udo Bentz, der den Nachlass des 2018 verstorbenen Kardinals verwaltet. Kardinal Lehmann sei auch als Bischof stets Wissenschaftler geblieben und habe seine Bibliothek nicht nur ausgiebig für seine Arbeit als Bischof und Theologe genutzt, "sondern er wusste tatsächlich auch immer, wo welches Buch zu finden war", so Bentz. Mit dem Institut für Katholische Theologie an der HU sei ein Partner gefunden worden, der den wissenschaftlichen Wert dieser Bibliothek zu schätzen und gut zu nutzen wisse.
Institutsdirektor: Kein besserer Ort für Lehmann-Bibliothek vorstellbar
Der Leiter des Instituts, Professor Georg Essen, zeigte sich ebenfalls erfreut, für das noch junge Institut eine so umfassende Bibliothek zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dies sei auch der Unterstützung durch das Erzbistum Berlin zu verdanken. Die umfassende und aktuelle Sammlung werde in der Zweigbibliothek Theologie ihren Platz neben den evangelischen Beständen finden. "Man hätte sich in der Tat keinen besseren Ort für die Lehmann-Bibliothek vorstellen können als ihre Unterbringung im Gebäude der Theologischen Fakultät", so Essen wörtlich. Über viele Jahre hinweg habe sich Lehmann für den Ausbau der katholischen Theologie in Berlin stark gemacht und eingesetzt. "Auch dafür gebührt ihm Dank", erklärte der Institutsdirektor.
Dass Lehmann seine Bibliothek dem Berliner Institut vermacht hatte, war im Frühjahr 2019 bekannt geworden. Damals hatte Berlins Erzbischof Heiner Koch mit Blick auf die Errichtung des Instituts erzählt, dass er den Kardinal immer wieder auf dessen Privatbibliothek angesprochen habe. "Ich habe Dich schon verstanden", habe ihm der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz dann bei ihrer letzten Begegnung gesagt.
"Aufgrund der historischen Situation sind unsere theologischen Bibliotheksbestände bisher vor allem evangelisch ausgerichtet. Durch die Übernahme des katholisch-theologischen Kernbestandes der Bibliothek Kardinal Lehmanns können in idealer Weise vorhandene Lücken der Universitätsbibliothek im Bereich der katholischen Theologie geschlossen werden", betonte die Präsidentin der HU, Professorin Sabine Kunst, am Mittwoch. Die Schenkung erleichtere den retrospektiven Bestandsaufbau in hohem Maße. "Wir sind dem Bistum Mainz dafür und für die ausgezeichnete Zusammenarbeit sehr dankbar", so Kunst.
Den Angaben zufolge werden die für Berlin vorgesehenen Bücher nach ihrem Umzug in die Bundeshauptstadt zunächst durch die Universitätsbibliothek der HU katalogisiert und anschließend den Studierenden und Wissenschaftlern des Instituts zur Verfügung gestellt. Der in Mainz verbleibende Teil von Lehmanns Bibliothek werde im Sommer aus dem früheren Wohnhaus des Kardinals zunächst zur Katalogisierung nach Ingelheim ausgelagert. Da allein für diese Katalogisierung ein Zeitraum von zwei Jahren veranschlagt werde, sei eine endgültige Entscheidung für den Verbleib dieses Bestandes noch nicht gefallen, so das Bistum.
Mainzer Bischofshaus wird umgebaut – für Bischof Kohlgraf
Wie die Diözese weiter mitteilte, werden nach der Auslagerung der Privatbibliothek aus dem früheren Bischofshaus dringend notwendige Umbauarbeiten in dem Gebäudekomplex beginnen. Ziel sei es, dass das Haus künftig wieder als Wohnung und Arbeitsplatz des Mainzer Bischofs genutzt werden könne. Je nach Baufortschritt sei allerdings nicht vor Herbst 2022 mit einem Einzug von Bischof Peter Kohlgraf zu rechnen. Kohlgraf werde nach den Umbauarbeiten eine Vier-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad zur Verfügung stehen. Die Wohnung in der Mainzer Domstraße, in die der Lehmann-Nachfolger nach seiner Weihe gezogen war, werde künftig wieder vermietet.
Das Bischofshaus am Bischofsplatz war in den Jahren 1978/1979 gebaut worden und wurde nach Angaben des Bistums noch nie umfassend modernisiert. Durch das Alter des Gebäudes seien unter anderem Brandschutzmaßnahmen und die Erneuerung der Elektro- und Sanitärinstallationen erforderlich. "Es ist gut und sinnvoll, dass das Bischofshaus mit dem anstehenden Umbau am Bischofsplatz wieder in unmittelbare Nähe des Ordinariates kommt", so Weihbischof Bentz. Durch die Lage des Hauses am Bischofsplatz sei keine andere Nutzung denkbar. (stz)