Nach Kontroversen und Todesfällen durch Teufelsaustreibungen durch Laien

Russisch-orthodoxe Kirche will Exorzismen besser regeln

Veröffentlicht am 14.04.2021 um 12:14 Uhr – Lesedauer: 

Moskau ‐ Immer wieder sorgen Exorzismen durch Laien in Russland für Aufsehen. In den vergangenen Jahren kam es dabei sogar zu Todesfällen. Die russisch-orthodoxe Kirche will diese Praxis eindämmen – und plant nun ein Dokument zum Thema.

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Nach Kontroversen um von Gläubigen auf eigene Faust durchgeführte Exorzismen plant die russisch-orthodoxe Kirche (ROK) eine bessere Regulierung der Praxis. Gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti kündigte der Leiter der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, am Wochenende an, dass die theologische Kommission der ROK ein entsprechendes Dokument vorbereite. "Die Praxis des Exorzismus gibt es nicht in allen Ortsgemeinden. Das Dokument enthält die Geschichte dieser Praxis, die auf apostolische Zeiten zurückgeht, und Vorschläge für ihre Vereinheitlichung und Regulierung", so der Metropolit.

Bereits im Dezember hatte Hilarion deutlich darauf hingewiesen, dass Exorzismen nicht zu den Aufgaben von Laien gehörten. Jeder Verdacht einer dämonischen Besessenheit müsse mit einem Priester erörtert werden. Exorzismen durch Laien seien "inakzeptabel und extrem gefährlich", so der Metropolit. Sie dürften nie an Kindern ausgeführt werden. Außerdem dürfe man psychische Krankheiten nicht mit dämonischer Besessenheit verwechseln. Anlass war der Fall eines zehnjährigen Jungen, dessen Eltern aufgrund "äußerst seltsamen Verhaltens in der Kirche" eine Besessenheit vermuteten und einen Exorzismus durchführten. Ein Video des Rituals wurde von vielen Medien aufgegriffen und führte zu einer Debatte. Seit 2011 sind in Russland mindestens drei Menschen, darunter ein neunjähriger Junge, an den Folgen eines exorzistischen Rituals gestorben.

Wie in der römisch-katholischen Kirche kennt die russisch-orthodoxe Kirche das Ritual des Exorzismus, dessen Ausführung in beiden Kirchen klar reguliert und Priestern vorbehalten ist. Ein Exorzismus darf laut katholischem Kirchenrecht nur der aussprechen, der "vom Ortsordinarius eine besondere und ausdrückliche Erlaubnis erhalten hat" (CIC 1172 §1). Diese Erlaubnis erhält in der Regel nur ein Priester, "der sich durch Frömmigkeit, Wissen, Klugheit und untadeligen Lebenswandel auszeichnet", heißt es weiter (CIC 1172 §2). Seit 1994 gibt es eine Internationale Vereinigung der Exorzisten, der nicht nur Priester angehören. 2014 erkannte die vatikanische Kleruskongregation den Zusammenschluss offiziell an und billigte dessen Statuten. (fxn)