Sein früherer Lehrer und Freund habe bis zuletzt darunter gelitten

Theologe Häring: Rehabilitierung Küngs von Rom bewusst vermieden

Veröffentlicht am 14.04.2021 um 13:19 Uhr – Lesedauer: 

Tübingen ‐ Trotz zahlreicher Bitten habe man in Rom alles vermieden, was eine Rehabilitierung Hans Küngs andeuten könnte, so der Theologe Hermann Häring. Umso erstaunlicher findet der langjährige Freund Küngs die würdigenden Worte des DBK-Vorsitzenden Bätzing.

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Nach Meinung des Theologen Hermann Häring hat es der Vatikan bewusst vermieden, versöhnliche Schritte auf den am Dienstag vergangener Woche verstorbenen Theologen Hans Küng zuzugehen. Die von Küng an Papst Franziskus gesendeten persönlichen Briefe und Büchersendungen seien zwar stets freundlich beantwortet worden, sagte Häring im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Die in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten wiederholt geäußerte Bitte, Küng doch zu rehabilitieren, sei von Rom jedoch mit einer "stereotypen Antwort" quittiert worden, die trotz der Würdigung seiner theologischen Verdienste Formulierungen in Richtung einer Rehabilitierung dezidiert ausgelassen habe. "Hans Küng war dieser Unterschied schmerzlich bewusst, bis zum Schluss", so Häring.

Häring war in den 1970er-Jahren Schüler von Küng und bis zuletzt freundschaftlich mit ihm verbunden. In dem Interview bezog sich Häring auf eine Kurienkardinal Walter Kasper zugeschrieben Äußerung, wonach Küng sich vor seinem Tod mit dem Vatikan ausgesöhnt habe. Inzwischen hatte Kasper jedoch richtiggestellt, diese Aussage stamme nicht von ihm, sondern sei "die Deutung und Formulierung eines Journalisten".

Vom DBK-Vorsitzenden Bätzing als "katholischer Theologe" gewürdigt

Acht Tage vor seinem Tod habe Häring seinen früheren Lehrer zum letzten Mal getroffen. Zu diesem Zeitpunkt habe sich Küng zwar kaum noch aktiv am Gespräch beteiligen können, aber interessiert zugehört, so Häring. Entgegen früherer Plädoyers für ein selbstbestimmtes Sterben starb Küng eines natürlichen Todes. Hierzu sagte Häring, Küng habe "wohl erfahren müssen, dass sich die Ansichten ändern, wenn der Moment kommt, in dem man nicht mehr über sich entscheiden kann". Erst wenige Stunden vor seinem Tod soll Küng geäußert haben, dass er jetzt gehen möchte, und sei dann beim Mittagsschlaf friedlich eingeschlafen, so sein langjähriger Vertrauter.

Küng war Theologieprofessor in Tübingen, bis ihm 1979 unter anderem wegen Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wurde. In diesem Zusammenhang bezeichnete Häring es als "umso erstaunlicher", dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, Küng in seinem Nachruf als "katholischen Theologen" würdigte. Die Bischöfe hätten sich die Worte, die sie nach seinem Tod verwenden, sicher genau überlegt. Insofern könne man die Formulierung "als eine kleine Rehabilitation lesen, unter dem Level, der gerade noch möglich ist, um keine offizielle Diskussion loszutreten", so Häring. Häring war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Systematische Theologie an der Universität Nijmegen in den Niederladen. Die Trauerfeier für Hans Küng findet an diesem Freitag um 12.30 Uhr in der Tübinger Kirche St. Johannes statt und wird im Internet übertragen. (mfi)