Religionsvertreter entsetzt über Drohungen gegen Schalke-Manager
Mit einem "Appell für mehr Respekt" haben sich die Religionsgemeinschaften in Gelsenkirchen aus Anlass aktueller Entwicklungen beim FC Schalke 04 an die Öffentlichkeit gewandt. Hintergrund sind Anfeindungen und Gewaltandrohungen gegen S04-Marketingvorstand Alexander Jobst und dessen Familie. Jobst hatte deshalb vorige Woche den Rücktritt von seinem Posten bei dem abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten angekündigt.
"Wenn sich aus sachlicher Kritik am Wirken einzelner Menschen Hass und Hetze entwickeln, gibt es dafür keinerlei Verständnis. Die Urheber stellen sich zugleich klar gegen die Werte, für die der Fußballverein steht, und schaden diesem massiv", zitiert das "Neue Ruhr-Wort" (Donnerstagabend online) aus der Erklärung von Vertretern der beiden großen Kirchen, der Jüdischen Gemeinde sowie der Muslimischen Gemeinden Gelsenkirchens.
Empfohlen, Geschäftsstelle nur noch bei Tageslicht zu verlassen
Die Glaubensgemeinschaften reagieren demnach "mit Entsetzen" angesichts von Mobbing und Gewaltandrohungen in Mails und Briefen gegen Jobst und seine Familie. "Diese Drohungen werden von der Polizei so ernst genommen, dass ihm empfohlen wurde, die Geschäftsstelle nur noch bei Tageslicht zu verlassen", schreiben der evangelische Superintendent Heiner Montanus, der katholische Stadtdechant Markus Pottbäcker, Imam Abdullah Günel und Judith Neuwald-Tasbach (Vorsitzende Jüdische Gemeinde) laut Bericht.
Der FC Schalke 04 sei sportlich und außersportlich in einer sehr schwierigen Lage, vielleicht der schwierigsten seiner Vereinsgeschichte. In einer solchen Situation könne es zwar Auseinandersetzungen über den "richtigen" Kurs geben. "Nun sind aber in der letzten Zeit mehrfach einzelne Personen auf äußerst respektlose Weise persönlichen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt worden."
Für die Vertreter der vier Religionsgemeinschaften ist der aktuelle Fall indes nur einer von vielen, bei denen auch ehrenamtliche Funktions- und Amtsträger aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft anonymen Drohungen nachgeben und sich von ihren Ämtern zurückziehen, um die eigene Gesundheit und ihre Familien zu schützen. Dies seien "unerträgliche Zustände" aufgrund einer Respektlosigkeit, "welche in der Gesellschaft leider immer mehr um sich greift". (KNA)