Weihbischof Karrer: Ehe nicht gegen Homosexuellen-Segnung ausspielen
Der Rottenburg-Stuttgarter Weihbischof Matthäus Karrer hat sich gegen das Ausspielen von sakramentaler Ehe und einem Segensritus für homosexuelle Paare ausgesprochen. Es gehe "nicht um ein 'Entweder Ehe zwischen Mann und Frau oder nichts', sondern um ein 'Sowohl Ehe zwischen Mann und Frau als auch die Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen'", sagte der für pastorale Fragen zuständige Weihbischof am Freitag in der "Schwäbischen Zeitung".
Karrer kritisierte das römische Verbot zur Segnung homosexueller Paare, da es "die vorbehaltlose Annahme von Menschen mit ihrer je eigenen Lebensgeschichte" als zentrales Fundament pastoralen Handelns infrage stelle. Segnungen gehörten in der Seelsorge zum pastoralen Alltag. Durch das Papier aus Rom sehe man die eigene Praxis daher nicht infrage gestellt. Dementsprechend würden auch keine Segnungen sanktioniert, so der Weihbischof weiter.
"Schon lange überholt"
Auf Nachfrage von katholisch.de ergänzte Karrer, dass "die pastorale Praxis die dogmatische Sichtweise von Segen, wie sie die Glaubenskongregation definiert, schon lange überholt" habe. Dieser pastoralen Realität müsse in der Diskussion um die dogmatische Einordnung von Segnungen grundsätzlich Rechnung getragen werden. "Dies passiert ja bereits in den Beratungen im Synodalen Weg", so der Weihbischof.
In einem "Responsum ad dubium" hatte die Kongregation für die Glaubenslehre Mitte März erklärt, die Kirche besitze keine Vollmacht, homosexuelle Paare zu segnen, da deren Lebensgemeinschaft nicht dem "Plan Gottes über Ehe und Familie" entspreche. Das römische Schreiben hat vor allem im deutschsprachigen Raum für Diskussion und Proteste gesorgt: So bekannten sich in Österreich und Deutschland mittlerweile über 2.000 Priester und andere hauptberufliche Seelsorgerinnen und Seelsorger dazu, auch weiterhin gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Ebenso wandten sich mehr als 200 Theologie-Professorinnen und -Professoren mit deutlichen Worten gegen das Segensverbot und warfen der Glaubenskongregation einen "Mangel an theologischer Tiefe, an hermeneutischem Verständnis sowie an argumentativer Stringenz" vor. (mfi)