Glettler sieht Ehesakrament nicht in Gefahr

Innsbrucker Bischof: Homosexuelle Paare in ihren Familien segnen

Veröffentlicht am 20.04.2021 um 15:44 Uhr – Lesedauer: 

Innsbruck ‐ Dürfen Priester homosexuelle Partnerschaften segnen? Das vatikanische Nein zu dieser Frage sorgt für kontroverse Debatten. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler schlägt nun vor, einen möglichen Segensritus ins Private zu verlagern.

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Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat die Verlagerung eines Segensritus für homosexuelle Paare ins Private vorgeschlagen. Anstelle eines Priesters könnten die Herkunftsfamilien den Segen für gleichgeschlechtliche Paare aussprechen, sagte Glettler am Dienstag in einem Interview der Austria Presse Agentur (APA). Dies könne im Rahmen eines Wortgottesdienstes im Kreis der Familie geschehen.

Mit seinem Vorschlag der Segnung im Familienkreis könne die durch das Mitte März veröffentlichte "Responsum ad dubium" aus dem Vatikan angestoßene Diskussion entschärft werden, so Glettler weiter. Die Glaubenskongregation hatte darin erklärt, die Kirche besitze keine Vollmacht, homosexuelle Paare zu segnen, da deren Lebensgemeinschaft nicht dem "Plan Gottes über Ehe und Familie" entspreche.

"Hätte mir gewünscht, dass man nicht alles festschreibt"

"Es war schon 'old school' zu meinen, dass so ein sensibles Thema mit einer einfachen Klarstellung zu lösen wäre", sagte Glettler über das Schreiben. Beim Umgang mit Homosexuellen handle es sich um "ein wichtiges pastorales Feld", das in die Ortskirche gehöre. "Ich hätte mir gewünscht, dass man nicht alles festschreibt", so der Bischof. "Die Kränkung hat stattgefunden, es wurde das Signal gesendet: 'So wie ihr lebt, ist es nicht in Ordnung'."

Die Kirche werde sich immer deutlich "für die Ehe als Lebensgemeinschaft von Mann und Frau einsetzen", betonte Glettler. Denn die "Komplementarität, die durch die geschlechtliche Unterschiedlichkeit gegeben ist", sei etwas "sehr Kostbares". Dies bliebe allerdings von der Debatte um die Segnung homosexueller unberührt. Die Ehe im katholischen Verständnis sei "nicht nur ein Segen, sondern auch ein Sakrament", was in der aktuellen Diskussion oft vergessen werde.

Im Nachklang an die Veröffentlichung des vatikanischen Schreibens hatte sich vor allem im deutschsprachigen Raum eine kontroverse Diskussion entsponnen. So bekannten sich in Österreich und Deutschland mittlerweile über 2.000 Priester und andere hauptberufliche Seelsorgerinnen und Seelsorger dazu, auch weiterhin gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Ebenso wandten sich mehr als 200 Theologie-Professorinnen und -Professoren mit deutlichen Worten gegen das Segensverbot und warfen der Glaubenskongregation einen "Mangel an theologischer Tiefe, an hermeneutischem Verständnis sowie an argumentativer Stringenz" vor. Einzelne Theologen hingegen verteidigten das Responsum. Bei den deutschen Bischöfen stieß das Dokument auf gemischte Reaktionen. (mal)