Erzbistum Luxemburg hat erstmals eine Frau als Oktavpredigerin
In katholischen Messen dürfen nur geweihte Männer predigen, also Priester, Diakone und Bischöfe, so sind die Regeln. Im Erzbistum Luxemburg spricht nun bei der zweiwöchigen Marien-Wallfahrt vom 24. April bis 9. Mai, der sogenannten "Oktave", zum ersten Mal an prominenter Stelle eine Frau. Kardinal Jean-Claude Hollerich hat die Pastoralreferentin Milly Hellers als Oktavpredigerin eingesetzt. Eine Ernennung, die ein Signal setzen soll, so die 59-Jährige.
Frage: Frau Hellers, erstmals eine Frau als Oktavpredigerin bei der Marien-Wallfahrt. Wenn man diese Ankündigung hört, könnte man denken, Luxemburg startet eine Revolution.
Hellers: Mit der Entscheidung, eine Frau als Oktavpredigerin zu beauftragen hat Kardinal Jean-Claude Hollerich schon ein bisschen was losgetreten. Das ist hier ein absolutes Novum. Die Oktave gibt es seit 1666 und sie ist sehr traditionell geprägt. Anfangs durften lange nur Jesuiten predigen, bis zuletzt waren es dann Priester. Dieses Jahr nun zum ersten Mal eine Frau. Ich spreche unter der Woche täglich um 16 Uhr für etwa zehn Minuten in den sogenannten Pontifikalandachten, daher ist das im Einklang mit den Regeln. Daneben gibt es noch vier Gottesdienste, aber das sind Eucharistiefeiern – und da darf eine Frau ja nicht predigen.
Frage: Also doch keine Revolution. Hat ihre Ernennung dennoch Signalwirkung?
Hellers: Ich denke schon, dass meine Ernennung einen Akzent und ein Signal setzen soll. Ich bin eine Kirchenfrau, aber eine kritische. Ich sage, was in meinen Augen gesagt werden muss. Das ist auch bekannt. Klar ist auch, dass die Oktave nicht der richtige Ort ist, um große feministische Reden zu schwingen. Da geht es um einen Verkündigungsdienst. Ich werde aber schon ein paar knusprige Sätze sagen.
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Frage: Was für knusprige Sätze können das sein?
Hellers: Im Zentrum stehen biblische Texte. Da schaue ich auch Frauenfiguren an, die sonst wenig prominent vorkommen. Ein Thema ist etwa die Heilung der Schwiegermutter des Apostels Petrus – denn Petrus hatte eine Schwiegermutter, wann wird über sie schon gesprochen? Oder Maria Magdalena, die als erste von der Auferstehung Jesu berichtet hat. Der Text dazu wird an keinem Sonntag in der Kirche gelesen, sondern in der Osterwoche am Dienstag. Schon komisch, oder? Mir ist wichtig, einen Blick in die Bibel zu werfen und nicht ins Kirchenrecht.
Frage: Wie steht es ansonsten um kritische Frauenbewegungen im Erzbistum Luxemburg? Gibt es so etwas wie Maria 2.0?
Hellers: Wir haben hier eine diözesane Kommission Frau in der Kirche. Da sitzen einige kritische Frauen drin. Die Forderungen von Maria 2.0 haben wir so direkt nicht, aber unsere Veranstaltungen und Konferenzen gehen schon in diese Richtung und befassen sich etwa mit dem Diakonat der Frau. Aber Austritte von Frauen in der Kirche aus Protest sind bei uns in Luxemburg weniger ein Thema. Ich persönlich bin überzeugt, dass die Kirche umdenken muss. Die nächste Generation von Frauen sagt der Kirche auf Wiedersehen. Denn in diesem Club haben die Frauen wenig zu tun, sie können die Blumen gießen. Die jungen Frauen heute akzeptieren das nicht mehr – und zurecht. Auf diese Weise gehen auch sehr viele wertvolle Berufungen verloren. Ich hoffe, dass sich da etwas ändert. Jesus hatte kein Problem mit den Frauen – also wo ist das Problem!