"80 Prozent" der diakonisch-karitativen Arbeit werde von ihnen geleistet

Hünermann: Ein "Witz", dass Frauen nicht Diakoninnen werden können

Veröffentlicht am 29.04.2021 um 11:22 Uhr – Lesedauer: 

Zürich/Tübingen ‐ Der Theologe Peter Hünermann plädiert seit Jahrzehnten dafür, dass Frauen Diakoninnen werden können. Dass die Kirche das bislang nicht zulässt, kann er nicht nachvollziehen – besonders im Hinblick auf die Arbeit, die Frauen in der Kirche tun.

  • Teilen:

Der emeritierte Tübinger Dogmatiker Peter Hünermann hat erneut seine Forderung nach der Öffnung des Diakonats für Frauen bekräftigt. "Es ist ein Witz, dass etwa 80 Prozent der diakonisch-karitativen Arbeit von Frauen geleistet wird – Frauen aber nicht Diakoninnen werden können", sagte Hünermann am Donnerstag im Interview des Schweizer Internetportals "kath.ch". Die Entscheidung über einen möglichen Diakonat der Frau sei nicht einfach politisch, sondern beziehe sich auf das Wesen der Kirche. "Die diakonische Kirche braucht Männer und Frauen als Diakone", betonte der Theologe.

Auf die Frage, ob Papst Franziskus, der inzwischen bereits eine zweite Kommission zu diesem Thema eingerichtet hat, sich hinter Kommissionen verstecke, um nicht selbst entscheiden zu müssen, antwortete Hünermann, dass der Papst bereits einige kirchenrechtliche Entscheidungen getroffen habe. "Ein Mensch wie er versteckt sich doch nicht." Es würde ihn selbst sehr "beflügeln", wenn der Frauendiakonat noch zu seiner Lebzeit eingeführt würde, so Hünermann.

Schon zweite Studienkommission

Der früherer Dogmatikprofessor äußerte sich anlässlich des "Tags der Diakonin". Der vom Katholischen Deutschen Frauenbund initiierte Aktionstag findet seit 1998 immer am 29. April, dem Gedenktag der Heiligen Katharina von Siena, statt. In der katholischen Kirche in Deutschland ist der Diakonat der Frauen seit Jahren ein Thema. Auch verschiedene Bischöfe äußerten sich positiv zu einem möglichen Frauendiakonat. Papst Franziskus hatte im April 2020 angekündigt, die Frage des Frauendiakonats neu untersuchen lassen zu wollen. Dafür richtete er eine eigene Studienkommission ein, nachdem er bereits 2016 eine Kommission eingesetzt hatte, um frühchristliche Aufgaben oder Ämter weiblicher Diakone zu untersuchen. Im Mai 2019 erklärte der Papst, die Arbeiten hätten wie schon zuvor Studien der Internationalen Theologenkommission zu keinem einhelligen Ergebnis geführt. Im Oktober 2019 wurde das Thema bei der Amazonas-Synode im Vatikan erneut laut.

Peter Hünermann (92) gilt als einer der bedeutendsten lebenden deutschen Theologen. Von 1971 bis 1982 lehrte er Dogmatik an der Universität Münster, danach bis zu seiner Emeritierung 1997 an der Universität Tübingen. Von 1989 bis 1995 war er Gründungspräsident der Europäischen Gesellschaft für Theologie, die sich als offenes Forum für den theologischen Dialog in Europa versteht. Seit 1991 gibt Hünermann das "Enchiridion Symbolorum" heraus, eine handbuchartige Sammlung der kirchlichen Lehraussagen. Sie wird nach ihrem Gründungs- und dem aktuellen Herausgeber kurz "Denzinger-Hünermann" genannt. Hünermann setzt sich bereits seit Jahrzehnten für den Diakonat der Frau ein. (mal)