Ordensobere Kluitmann: Würde gerne als "Beichtmutter" arbeiten
Die Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), Schwester Katharina Kluitmann, wünscht sich, als "Beichtmutter" das Sakrament der Versöhnung spenden zu können. Sie merke, "dass es Elemente des Priesterseins gibt, die ich sehr gern leben würde", sagte Kluitmann dem Internetportal "Kirche und Leben" am Mittwoch. "Ich persönlich möchte zum Beispiel sehr gern als Beichtmutter arbeiten, dagegen reizt es mich überhaupt nicht, der Eucharistiefeier vorzustehen. Predigen wiederum finde ich ganz klasse." Etwa über die Einrichtung des Amtes einer "Dombeichtmutter" würden sich viele Leute freuen, so die 56-jährige Franziskanerin.
Lange Zeit habe sie sich die Frage nach einer eigenen Berufung zur Priesterin nicht gestellt, so Kluitmann weiter, "weil es eben nicht geht". Doch schon als Studentin habe sich die Theologin und Psychologin gesagt: "Ich werde Priesterin, wenn das vor meinem 50. Geburtstag möglich wird." Jetzt habe sie dieses Alter überschritten, würde aber trotzdem darüber nachdenken. "Auf jeden Fall werde ich zur ersten Priesterweihe einer Frau reisen, um das mitzufeiern", sagte Kluitmann. Sie sei überzeugt, "dass Gott einen Plan mit diesen Entwicklungen" rund um die Weihe von Frauen in der katholischen Kirche habe.
Gefühl von Berufung genau prüfen
Frauen und Männern, die eine Berufung verspürten, riet Kluitmann, dieses Gefühl genau zu prüfen: Man dürfe nicht "jeden Vogel, den ich habe, für den Heiligen Geist" halten. Aber auch wenn die Priesterweihe für Frauen in der Kirche aktuell unmöglich sei, bedeute das für die sich berufen fühlenden Frauen nicht automatisch, "verkehrt" zu sein. Sie dürften nicht selbst- oder fremdverschuldet in eine "Opferrolle" geraten: "Gott macht keine Fehler, Menschen schon", so die langjährige geistliche Begleiterin mit Blick auf die kirchliche Bewertung der Authentizität von Berufungen.
Zum Priestertum berufene Frauen könnten Berufe anstreben, in denen bestimmte Aspekte der von ihnen verspürten Sendung verwirklicht würden, so Kluitmann. Wer etwa Beichte hören wolle, könne "psychotherapeutisch oder als geistliche Begleiterin" arbeiten. Dabei gelte es jedoch den Schmerz auszuhalten, dass es nicht dasselbe sei. So könne man "betrauern, was nicht geht". Eine weitere Möglichkeit sei es, "zu kämpfen: etwa durch theologische Forschung und Diskussion. Etwa durch die Medien, denen ich meine Geschichte erzähle". Auch die Reformbewegung "Maria 2.0" sei eine Ausdrucksweise dieses Kampfes. Ungehorsam sei in der Kirche "am extremsten": "Zu predigen, obwohl ich es nicht darf; die Eucharistie zu feiern, obwohl ich es nicht darf; aus der Kirche auszutreten oder zu konvertieren."
Der Kirche legte Kluitmann nahe, synodale Strukturen zu nutzen, um mit sich berufen fühlenden Frauen im Dialog zu bleiben. "Der Synodale Weg ist dafür ein guter Anfang, aber da ist noch Luft nach oben." Die Kirche müsse sich die Frage gefallen lassen: "Wer seid ihr, dass ihr Gott hindern könnt?" Die große Zahl von Menschen, die für die Frauenweihe eintrete, sei "eine klare Anfrage". Damit seien nicht nur die Frauen gemeint, die eine Berufung verspürten, sondern auch diejenigen, die gerne bei einer Frau beichten oder die Krankensalbung empfangen würden. Kluitmann gehört dem Orden der Lüdinghauser Franziskanerinnen an, deren Provinzobere sie seit zehn Jahren ist. Seit 2018 ist sie Vorsitzende der DOK. Die in Münster lebende Kluitmann ist zudem Mitglied der Vollversammlung des Synodalen Wegs. (rom)