Rekrut: Habe mich taufen lassen, um Schweizergardist werden zu können
Für so manchen jungen Schweizer mag der Dienst in der Päpstlichen Schweizergarde mehr Berufung als Verpflichtung sein. Für Max Nyffeneger war er sogar der Grund, überhaupt katholisch zu werden. Hätte er nicht gewusst, dass die päpstliche Schutztruppe der richtige Weg für ihn sei, "hätte ich mich nicht taufen lassen und wäre wohl immer noch konfessionslos", sagt er. Der junge Berner ist am Donnerstag zusammen mit 33 weiteren Rekruten im Innenhof des Vatikansichen Palastes vereidigt worden.
Er habe sich auf eine Glaubensreise gemacht, um Schweizergardist werden zu können, erklärt Nyffeneger im Interview mit dem katholischen Berner "Pfarrblatt" am Donnerstag. Der 25-Jährige stamme aus einer protestantischen Familie, sei aber konfessionslos aufgewachsen. Ein Interesse für Religionen habe er immer gehabt, doch die Entscheidung für die katholische Kirche reifte erst während seines Militärdienstes in der Schweizer Armee in ihm. Er war im Kosovo eingesetzt und lernte dort unter Kameraden ehemalige Schweizergardisten und den Armeeseelsorger Uwe Burrichter kennen.
Das Interesse an der Garde ist bei ihm zunächst einmal ein weltliches: "Die Schweizergarde ist etwas unglaublich Patriotisches", sagt Nyffeneger. Sie sei ein Überbleibsel aus der Zeit, als die für ihre Tapferkeit gerühmten Schweizer Söldner noch regelmäßig in die Dienste fremder Herren traten. Dieser Aspekt der Geschichte seines Landes, werde viel zu häufig vergessen, sagt er. Wer heute Mitglied der päpstlichen Schutztruppe werden will, muss den Schweizer Militärdienst abgeleistet haben, unter 30 Jahre alt, unverheiratet und von untadeligem Ruf sein. Neben der Mindestgröße von 1,74 Metern sollten die Rekruten noch ein weiteres Kriterium erfüllen: Sie müssen katholisch sein. Nyffeneger merkt in den Gesprächen mit den ehemaligen Gardisten: "Wenn ich als Schweizergardist ins Zentrum der katholischen Kirche gehe, muss ich mich damit auseinandersetzen und mich damit identifizieren können."
Also beginnt er, sich mit der katholischen Kirche zu beschäftigen. "Zentral am katholischen Glauben ist für mich, dass Gott alle Menschen liebt", sagt Nyffeneger heute. Burrichter habe ihm das sehr menschlich vorgelebt. Er spricht mit dem Militärseelsorger über die christliche Nächstenliebe als Leitfaden für menschliches Handeln. Sechs Monate unterweist Burrichter Nyffeneger im Glauben. Dann fühlt der sich gerüstet für den Schritt in die Glaubensgemeinschaft: Ich "lasse mich taufen, empfange die Erstkommunion und die Firmung. Das geschah alles im gleichen Gottesdienst." Das war im November 2019. Heute steht der junge Mann mit einer Hellebarde in der Hand an einem der Eingänge des Vatikan.
Drill und das Zusammenleben in einer Kaserne kennt Nyffeneger aus seiner Schweizer Militärzeit. Doch Hellebardier-Sein ist nochmal eine ganz eigene Herausforderung. Das viele Stehen sei beispielsweise sehr anstrengend. Der Dienst als Schildwache an einem der Eingänge des Vatikan dauert in der Regel zwei Stunden, während der Ostermesse auch mal drei Stunden. Während dieser Zeit darf man sich nicht bewegen. Wie hält Nyffeneger das aus? "Das Schlimmste, was einem auf der Schildwache passieren kann, ist, dass man müde ist. Mir hilft Atemtechnik. Wir lernen, wie wir uns hinstellen müssen: Die Knie sollten leicht gebeugt sein. Man kann auch die Zehen bewegen, das sieht man nicht."
An seinem Geburtstag durfte er seinen Dienst an einem besonderen Ort versehen: Er war vor dem Gästehaus Santa Martha postiert, das der gegenwärtige Nachfolger Petri als Wohnung bezogen hat. Franziskus sei für ihn eine "wahre Inspiration für den Glauben", aber auch bodenständig und nahbar: Er frage die Soldaten zum Beispiel, wie es ihnen gehe und wünsche zur Mittagszeit einen guten Appetit. Dem Pontifex dienen zu dürfen, sei ein enormes Privileg, sagt Nyffeneger.
Mit den 34 frisch vereidigten Rekruten verfügt die Garde nun über 127 Mann, ihre Sollstärke liegt bei 135. Wie die anderen neuen Gardisten hat sich Nyffeneger für die Mindestdienstzeit von 26 Monaten verpflichtet. Danach möchte er in die Schweiz zurückkehren und Geschichte auf Lehramt studieren. (cst)