EKD-Synode wählt Studentin zu jüngster Präses ihrer Geschichte
Die Regensburger Philosophie-Studentin Anna-Nicole Heinrich ist die neue Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die 25-Jährige aus der bayerischen Landeskirche setzte sich am Samstag bei der digitalen konstituierenden Sitzung des Kirchenparlaments überraschend gegen die 41-jährige Richterin und Grünen-Politikerin Nadine Bernshausen aus Marburg durch. Für Heinrich stimmten 75 Delegierte, für Bernshausen 39. Elf Synodale enthielten sich, eine Stimmen war ungültig.
Heinrich, die von der konservativen "Lebendigen Gemeinde" unterstützt wurde, gilt als Expertin für die Digitalisierung des kirchlichen Lebens. In der vergangenen Synodalperiode arbeitete sie als Jugenddelegierte im sogenannten Z-Team mit, das die im November von der EKD veröffentlichten "Elf Leitsätze für die Zukunft der Kirche" erstellt hat. Vor der Synode, der sie nun als reguläres Mitglied angehört, nannte sie die notwendigen Reformen der Kirche eine "optimistische Perspektive hinaus in die Weite, die von Sparmaßnahmen, Rückbau und Umbau begleitet ist".
Bedford-Strohm: Wahl Heinrichs historisches Ergebnis
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wertete das Ergebnis als "historisch". Es sei ein "ganz starkes Zeichen für unsere Kirche" und zeige die Bedeutung, die junge Menschen für die Gestaltung der Zukunft hätten. Die evangelische Kirche debattiert derzeit intensiv, wie sie mit Mitglieder- und Relevanzverlust in der Gesellschaft umgehen soll.
Mit Beginn einer neuen sechsjährigen Amtszeit der 13. Synode kandidierte die bisherige Präses Irmgard Schwaetzer nicht mehr. Die 79-jährige Schwaetzer hatte die Synode fast acht Jahre lang geleitet und kandidierte aus Altersgründen nicht mehr.
Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Dem Kirchenparlament steht ein Präsidium mit sieben Mitgliedern vor. Das Amt als Synodenpräses ist zudem mit einem Sitz im Rat der EKD verbunden. Die übrigen 14 Mitglieder dieses Leitungsgremiums werden bei der Herbstsitzung der Synode im November neu gewählt. Dann wird auch der bisherige Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm aus dem Amt scheiden.
Bätzing: Wahl werde jungen Menschen Mut und Ansporn sein, sich zu engagieren
Heinrichs Wahl wurde von Vertretern der katholischen Kirche als klares Zeichen für das Engagement junger Menschen in der Kirche gewürdigt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zeigte sich am Samstag beeindruckt, dass die 25-Jährige diese Verantwortung übernehme. Heinrich ist laut EKD die jüngste Präses in der Geschichte der Synode. "Das halte ich für ein gutes Zeichen, wird es doch vielen jungen Menschen Mut und Ansporn sein, sich in der Kirche zu engagieren", betonte der Limburger Bischof.
Im Sinne eines guten ökumenischen Miteinanders freue er sich auf die Zusammenarbeit und sei fest davon überzeugt, "dass wir die gemeinsamen Wege, die ja durch das Reformationsgedenken vor vier Jahren eine besondere Prägung erhalten haben, weitergehen werden". Der bevorstehende Ökumenische Kirchentag werde diese Richtung bestätigen, so Bätzing.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, zeigte sich erfreut, dass erneut eine Frau die Position übernehme. An die Adresse Heinrichs sagte er: "Ihre von Optimismus und Tatkraft zeugende Vorstellungsrede, in der Sie 'für eine hoffnungsvolle, integrierende und pragmatische Kirche' geworben haben, hat mich tief berührt. Sie setzen damit ein deutliches Zeichen für junge Menschen, sich in der Kirche zu engagieren."
Sternberg würdigte zudem das Wirken der scheidenden Präses Irmgard Schwaetzer in der Ökumene: "Bei zahlreichen Katholikentagen, Versöhnungs-Gottesdiensten und ökumenischen Feiern ist deutlich geworden, dass die christlichen Kirchen dort umso mehr Gehör finden, wo sie mit einer gemeinsamen Stimme sprechen."
Auch Bätzing dankte Schwaetzer: "Wir durften Sie als verlässliche Partnerin der Ökumene in Deutschland über die Jahre Ihrer Verantwortung für die Synode erleben. Dazu zähle ich vor allem den guten Austausch und die gemeinsamen Initiativen rund um das Reformationsgedenken 2017, aber auch die vielen Begegnungen im Kontaktgesprächskreis zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz."
Sie zeichne unter anderem "der Blick nach vorne und das stete Suchen nach dem Gemeinsamen" aus. Bätzing schreibt, er sei Schwaetzer auch für die theologischen Debatten mit der Deutschen Bischofskonferenz dankbar. "Dass die Kirchen sich aus christlicher Verantwortung auch in gesellschaftliche Diskurse einbringen müssen, war ein leitendes Motiv für Ihr Engagement in der Evangelischen Kirche und ebenso in der Ökumene." Durch die umsichtige und kompetente Art der Synodenleitung von Schwaetzer sei ein "gutes Klima für die Ökumene" und eine "tragfähige Basis für eine verlässliche und belastbare Zusammenarbeit" geschaffen worden. (cst/epd/KNA)
08.05.2021, 16.25 Uhr: Ergänzt um Stimmen aus der katholischen Kirche.